Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2014 02.03.

Flez Orange

„Flez Orange“, Matthias Klimmer (Klarinette, Gitarren, Blockflöte, Gesang), Veronika Keglmaier (Geige, Gesang), Thomas Stoiber (Akkordeon, Gesang), Jochen Rössler (Bass, Gesang) und Maximilian Maier (Schlagzeug, Perkussion, Banjo, Gesang) spielten am Samstag zum zweiten Mal in der (diesmal) vollen Kneipenbühne. „Die darf man nie mehr verpassen“ merkte ich vor einem guten Jahr in meiner Kritik an. Das Publikum schien sich dies zu Herzen genommen zu haben, strömte nach Oberweiling  und wurde von meiner Einschätzung nicht enttäuscht.  Im vollen Klassenzimmer zündete das Quintett ein kammermusikalisches Feuerwerk, dessen Qualität sich nur schwer beschreiben lässt. Ich versuche es trotzdem: man höre sich Arnold Schönbergs Transkriptionen einiger Johann-Strauß-Walzer an und in direktem Anschluss Uri Caines Live-Produktion „Wagner e Venezia“. In beiden Fällen kann man die hohe Kunst des Arrangements bestaunen. Nun, „Flez Orange“ befindet sich auf Augenhöhe mit dem 12Töner und dem Jazzer, auch wenn  die fünf Virtuosen „nur“ bayerische Volksmusik, deutsche Schlager und einige erstaunliche Eigenkompositionen auf detailverliebtes hohes Niveau heben. Sie tun „trivialer“ Musik die Ehre an, kreativ-verspielt mit ihr umzugehen, sie schwelgen in harmonischen und rhythmischen Überraschungen und streuen filigrane Beigaben ein, die nach allen Richtungen Funken versprühen. Dabei sind die Musiker allesamt stets souverän, was instrumentale und vokale Umsetzung angeht; und die live präsentierte Schönheit und Intensität der Stücke – besonders beim mehrstimmigen Gesang – jagt dem Zuhörer gelegentlich wohlige Schauer über den Rücken. Aber da gibt es noch eine andere Seite dieser erstaunlichen Gruppe: es werden absurde bis surrealistische Geschichten erzählt, bei denen einem die Spucke wegbleibt und von denen man nicht genug bekommen kann, weil sie stets ein herzhaftes Lachen evozieren.  Die Phantasie schlägt unerhörte Kapriolen und Karl Valentin spitzt hinter manchem Hirnschwurbel wohlwollend und diabolisch vergnügt hervor.  Was kann man sonst noch sagen? Besser geht’s nicht – und wenn “Flez Orange“ demnächst nicht zu höchsten Ehren gelangt, weiß selbst ich nicht mehr weiter.