Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Trio Trikolore
chauspielerin, Sängerin und Dramaturgin Eva Sixt, Mitglied beim „Trio Trikolore“, schlug am vergangenen Samstag vor, die Vorhänge in der Kneipenbühne etwas zurückschieben und durchs Fenster zu spitzen, um mit ein wenig Phantasie dort draußen Sacré-Cœur de Montmatre und den Eiffelturm zu sehen. Das war aber gar nicht nötig, denn die Bilder der Wahrzeichen von Paris entstanden anhand der interpretierten Musik wie von selbst in den Köpfen der erlesenen Zuhörerschaft.
Die vorzüglichen Instrumentalisten Sepp Frank (Kontrabass, Gitarre, Ukulele, Knopfharmonika, Gesang) und Rainer J. Hofmann (Akkordeon, Kontrabass, Perkussion, Gesang) zelebrierten an der Seite der famosen conférencière Chansons von Charles Trénet (La Mer – zum Niederknien schön), Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Jacques Brel, Françoise Hardy, natürlich Édith Piaf und vielen anderen Größen der französischen Liedermacherkultur. Die drei frankophilen Virtuosen taten dies mit Verve und auf eine Art und Weise, die so manchem im Publikum das Gefühl gab, an einem sonnigen Frühlingstag mit einem Baguette unterm Arm und einer Flasche Rotwein in der Hand im Bois de Boulogne ein paar Musikanten zu lauschen; Musikanten, die in der Lage sind, das unvergleichliche Liedgut französischer Provenienz aufs Wesentliche einzukochen und zudem mit Perfektion und dennoch unwiderstehlichem Charme in die Runde zu streuen. Manche Zuhörer wurden ganz sanft auf den Friedhof Père Lachaise katapultiert und konnten dort wieder einmal am stets blumengeschmückten Grab des Spatzen von Paris „La vie en rose“ lauschen, einem Chanson, das im Oberweilinger Klassenzimmer gleichzeitig zum Manifest einer unvergleichlichen Musikkultur wurde. Unterm Strich: Sepp Frank, Eva Sixt und Rainer J. Hofmann schafften es wie von Zauberhand, die stets emotionalen Texte auch an jene zu vermitteln, die kein Französisch können – die Macht der Musik macht’s möglich (Ha!) … Ich ziehe den Hut, die Haare, die Kopfhaut, die Schädeldecke. Oder einfach – Chapeau!