Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Christoph Weiherer
Der Weiherer spinnt!“ Dass der sympathische Liedermacher aus dem Grenzgebiet zwischen Nieder- und Oberbayern das gerne hört, ließ er am Samstag in der vollen Kneipenbühne sein Publikum von Anfang an wissen. Und dann legte er los mit gefühlvollen und politischen Liedern, alten und brandneuen. Er nahm seinen Lieblingsfeind Alexander Dobrinth nachhaltig auf die Schippe und Ex-OB Ude bekam ebenso sein Fett ab wie Herr Stoiber – das alles auf hinreißend liebenswürdige und dennoch knallharte Art und Weise. Auf der anderen Seite überraschte er mit Texten wie „Ich radl lieber in’ Wald und grab a tief’s Loch, oan Zentimeter für jeden Schmerz und jed’s Leid, bis i kapiert hab, wos Leb’n bedeit.“ Wunderschön. Dann wiederum philosophierte er über Touchscreen und Berührungsangst. Er hatte die Lacher auf seiner Seite, als er Auftrittsepisoden à la „Neulich in Erfurt“ zum Besten gab oder nachhaltig mit dem Liedtext „Atemlos durch die Nacht“ drohte. Aber wirklich beeindruckend war er in jenen anarchischen Zwischentexten, die ihm spontan einzufallen schienen. In ihnen stellte er ebenso verrückte wie logische Überlegungen an, die helfen könnten, das verhärtete Gesellschaftssystem aufzuweichen und lächerlich zu machen, mit kleinen und dennoch schmerzhaften Nadelstichen.
Bleibt zu hoffen, dass jeder seiner begeisterten Zuhörer sich das zu Herzen nahm und die subversive Kraft von Weiherers Ideen ab sofort in die Tat umsetzt. Denn erst viele kleine Stiche tun richtig weh!
Bei der dritten Zugabe schließlich setzte sich Christoph Weiherer mit Mundharmonika und Gitarre mitten ins Publikum und bewegte die Herzen mit der musikalisch gefühlvoll umgesetzten Feststellung, dass alles „no ned so schlimm“ ist. Phänomenal.