Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2014 15.11.

Klaus Brandl & Band

Klaus Brandl, ein Musiker der ersten Stunden der Kneipenbühne, spielte seit vielen Jahren wieder einmal im Owei und zeigte dem zahlreichen Publikum, dass Blues kein dämliches Drei-Akkorde-Getue sein muss und nicht im Eins-Drei-Musikantenstadel-Klatschen zu verenden braucht, sondern immer noch lebendig ist wie vor hundert Jahren. Das geht ganz einfach: man muss die „I-woke–up-this-morning-und-my-baby-left-me-Standards weglassen und stattdessen erzählen, was einen wirklich bewegt. Klaus Brandl kann das. Nicht nur, dass der wunderbare Gitarrist all sein Gefühl und sein Können in jeden einzelnen Ton legt, den sein Instrument hergibt, er präsentiert auch (Zwischen)Texte, die man ihm abnimmt: „Das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man alt wird, ist, dass einem nicht mehr das Herz bricht“; oder: „In jeder Katastrophe liegt ein Schimmer Hoffnungslosigkeit“; oder: „Das Leben bricht jeden Menschen“. Wie wahr. Brandl lebt den Blues und nimmt ihn in keinem Moment als bequemen Selbstzweck wie die meisten Möchtegerns und Windbeutel, die ihren bequemen Hintern in allzu einfache Text- und Akkordschemata setzen. Intelligente Balladen, die kein Hehl daraus machen, dass sie sich an Tom Waits oder Ry Cooder orientieren und die dennoch ganz und gar authentisch sind, erzeugen beim Zuhörer wohlige Schauer. An Brandls Seite stehen darüberhinaus ganz einzigartige Musiker wie der Mundharmonikaspieler Curley Kauper, dessen bewegte Lebensgeschichte allein schon einen Artikel wert wäre, der Tenorsaxophonist James T. Durham und der exzellente Keyboarder Willi Förtsch, die mit ihrem gepflegten, kompakten Sound Brandls Musik auf eine hohe ästhetische Stufe stellen. „November is my Spring“: Ich glaube, jeder Anwesende konnte diese scheinbar obskure Aussage von Brandl verstehen und so einen ganzen Reisekoffer voll Gefühl mit nach Hause nehmen.

Auf Wunsch der Künstler wurde keine Videoaufzeichnung vorgenommen.