Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Raith & Blaimer
Oberweiling – Nach einer leider unverständlichen kurzen jazzbedingten Durststrecke, was das Publikumsinteresse angeht, konnten sich die Oberweilinger Veranstalter wieder über ein volles Haus freuen: Tanja Raith und Andi Blaimer stellten am vergangenen Samstag in der ausverkauften Kneipenbühne ihr neues Programm vor: „Der Mensch an sich ist ein Depp“. Das ist eine Zeile im großartigen Song „Rosi“, der von der ebenso stimmgewaltigen wie engagierten Raith-Schwester mit totaler Hingabe präsentiert wurde.
Tanja geht es um die Umwelt, das Wahrhaftige, um unverstellte Gefühle. Mit brachialem Charme nimmt sie ihr begeistertes Publikum mit auf eine Seelendusche, die sich gewaschen hat. Eine Dusche, die sich gewaschen hat – was für eine fabelhafte Stilblüte! Aber nein, der Pleonasmus funktioniert: Vielleicht produziert Tanjas grundanständiger Text feuchte Augen, jedenfalls aber wohlige Gänsehaut.
Zu viel Kritik am Zustand der Welt und vor allem an der Blödheit der Menschheit könnte die Stimmung des Publikums jedoch kippen lassen – aber da ist ja der Blaimer, der mit umwerfend fröhlich-positivem Chaos die Zuhörerköpfe zurechtrückt und mit seinen pseudo-verzweifelten Selbstbeschreibungen für Lachsalven sorgen kann.
Tanja und Andi ergänzen sich auf der Bühne auf überzeugend harmonische Weise; das scheint im Leben des großartigen Musikerpaars ebenso zu sein; dies stellen die beiden jedenfalls glaubhaft dar: ein seltenes Glück und deshalb hinreißend schön und bewegend.
Der Blaimer arbeitet mit diversen technischen Finessen, etwa einer Loop Station, einem elektronischen Schlagzeug und „japanischen, chinesischen und tschechischen“ Soundbänken, die ihm große Klangvielfalt ermöglichen. Das wird von ihm sehr geschmackvoll eingesetzt. Die Raith hingegen verfügt über eine Stimme, die keine Ergänzung braucht. Beide zusammen: perfekt und prächtig.