Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2024 13.01.

Roots Blues

Man merkt sich normalerweise nicht spontan fremde Autonummern. Im Fall von Peter Pelzner ist das anders. Auf seinem Nummernschild steht N-BP-541. „N“ für Nürnberg ist klar, aber BP und 541? BP steht für Blues-Peter oder auch Blues-Power und 541 bedeutet Dominante, Subdominante und Tonika, die drei Akkorde, die jene wunderbare afro-amerikanische Musik ausmachen. Ja, Pelzner lässt keinen Zweifel: er hat den Blues. Was er seiner 74er Stratocaster entlockt, ist unglaublich: die Gitarre kann sprechen, (selbstverständlich) singen, weinen, schreien und noch eine Menge mehr. Ein Gast brachte es mit seiner Meinung auf den Punkt: „Pelzner läuft einem Joe Bonamassa mühelos den Rang ab.“
An Pelzners Seite steht Johannes Göllner am Kontrabass, der so wunderbar groovt, dass einem die Spucke wegbleibt. Und so nebenbei – und ganz und gar unprätentiös – beweist der sympathische Virtuose, der in New York bei diversen weltberühmten Bassisten Privatunterricht genoss, was man dem edlen Instrument während eines Solos alles entlocken kann.
Tilmann Uhl schließlich gibt dem alten Kneipenklavier, das meistens nutzlos auf der O’wei-Bühne in der Ecke steht, die Ehre, die ihm gebührt: es ist trotz enormer Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede stets perfekt in Stimmung, als warte es auf seinen Meister. Zum Dank wird es von Uhl mit großem Ton, Gefühl und enormer Stilsicherheit gespielt. Der Pianist ist zudem ein hervorragender Conférencier, der die Inhalte der Songs zu erzählen weiß, die übrigens mit viel Liebe und Sorgfalt ausgewählt sind, und – erstaunlich! – er schafft es, während des gesamten Konzertes einen roten Faden zu legen und während seiner Geschichten über einen erfundenen „Blues-Man“ die Spannung zu halten. Ein Publikum, das den ganzen langen Abend auf das Ratschen nebenher komplett verzichtete, dankte es dem Trio, dessen Namen man sich unbedingt merken muss: „Roots Blues“. Und es sang beim (fast) abschließenden „Got My Mojo Working“ kräftig und herzhaft mit, gab aber erst nach dem „Driftin‘ Blues“ Ruhe. Was für ein Beginn der Oberweilinger Frühjahrssaison!
Bleibt noch anzumerken, dass "Roots Blues" keine Nachspielband ist: Die geschmackvoll ausgesuchten (Glanz-)Stücke werden ganz individuell interpretiert, was sowohl das kluge Arrangement, als auch den Gesang und das Tempo angeht.