Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2023 02.12.

BeBi Duo

Fast alle Bands kommen mit fertigen Arrangements, gut eingeübten Songs und Konzepten ins O’wei und brillieren zumindest hin und wieder mit ausgedehnten Improvisationen über festgelegte Harmonie-, Melodie- und Rhythmus-Muster. Manchmal jedoch gibt es in der Kneipenbühne musikalische Ereignisse, die nicht zu wiederholen sind. 
Solch ein seltener Klang- und Wortrausch-Tsunami schwappte am vergangenen pappschneelastigen Samstag über eine erlesene Schar von Hardcore-Fans, die den Weg zum fantastisch aufgelegten BeBi-Duo gefunden hatten; dass sich derart wenige Zuhörer auf das Abenteuer eines absoluten Ausnahmekonzerts einlassen wollten, lag gewiss nur bedingt am Wetter. Vielmehr hielt die Scheu vor ungebremster freier verbaler und instrumentaler Lust und vor anarchischem Vergnügen selbst das eingefleischte Kneipenpublikum davon ab, sich auf dadaistische Texte und Free Jazz einzulassen. Schade. Keine Menschenseele (naja, vielleicht Trump, Putin und Konsorten) hätte die Teilnahme daran bereut. 
Das überschaubare Publikum jedenfalls ließ sich vom ersten bis zum letzten Moment des Mammutkonzerts auf eine Reise in die grenzenlos chaotische Ordnung – in das maßlos ordentliche Chaos – mitnehmen … und steuerte in euphorisiertem Zustand ein bemerkenswertes kollektives Luftballonkonzert bei.
Roland H.H. Biswurm, wortgewaltiger und absolut spinnerter, wenngleich virtuoser Schlagzeuger/Perkussionist und Bertl Bertini Wenzl, ein Irrwisch an Saxophonen und auf der Geige, sind ein seit vielen Jahren eingespieltes Team, waren sie doch Mitglieder der legendären Band „Die Negerländer“, die sich nach dem viel zu frühen Tod von Norbert Vollath auflösen musste. Dem in Irland (an seinem Lieblingsort) verstorbenen Freund widmeten die beiden ein freies, berührendes Ständchen. Dada und Free kann also durchaus etwas fürs Herz sein. Und schließlich zeigte das Duo auch ein Faible für Folklore: Die Frühlingshymne „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ wurde mit ebensolchem Liebreiz dargeboten wie der Winterreigen „Schneeglöckchen weiß Röckchen“. Oh und Weih‘!