Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2023 25.11.

GoodFellas

Es war wahrscheinlich nicht das winterliche Wetter, das viele Gäste davon abhielt, am vergangenen Samstag sich auf das Jazzquartett „GoodFellas“ einzulassen, sondern vielmehr der im Landkreis offensichtlich für die Ohren (das Herz) und das Hirn (die Seele) als sehr gefährlich eingestufte Begriff „Jazz“. Nun ja, das ist halt so, daran lässt sich in den nächsten hundert Jahren wohl auch nichts ändern, falls es da überhaupt noch Menschen gibt. 

Wer allerdings am vergangenen Samstag den verschneiten Weg nach Oberweiling fand, wurde von einem Strudel solistischer und kollektiver Höhepunkte in einen akustischen Rausch versetzt, aus dem es kein Entkommen kam. Der Trick der Band: Ohrwürmer italienischer Folklore, Film- und Opernmusik, Schlager und Singer/Songwriter-Juwelen zu interpretieren, die vom Publikum an ihren Melodien sofort erkannt werden können. Das Quartett verarbeitete Ewigkeitshits, die von „Arrivederci Roma“ über „Azzurro“ bis hin zu „Santa Lucia“ und dem Gefangenenchor aus Verdis Oper „Nabucco“ reichten, auf ebenso kluge wie gefühlvolle Art und Weise rhythmisch, harmonisch und vor allem melodisch. Die musikalischen Wege zum Ohrwurm-Ausgangspunkt zu „erhören“ –  oder besser zu erfahren –, war so spannend, dass in keinem Moment ein Überdruss an den für das Genre oft typischen ausladenden Soli entstand. Das lag aber auch an der Güte der Musiker. Stefan Schmeußer (Schlagzeug), Marco Piludu (Gitarre), Sebastian Strempel (Tompete) und der für den aus familiären Gründen verhinderten Stammkontrabassisten Marco Kühnl eingesprungene wirklich fantastische Moritz Graf, erwiesen sich als dermaßen routiniert, dass einem die Spucke wegblieb: Einsätze, Breaks, Unisono-Läufe etc. wurden locker und lässig umgesetzt, als seien sie das Normalste von der (Musik-)Welt … und die Soli der vier strotzten vor Ideenreichtum und Virtuosität. So etwas ist nicht zu toppen! Schließlich war da noch Stefan Schmeußers launige und sympathische Conference, in der er Episoden zur Herkunft der jeweiligen Komposition zu Gehör brachte; alles in allem: man durfte einen großartigen, unvergleichlichen Konzertabend erleben!