Veranstaltungskritiken

„Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten.“ Dieses Urteil fällte Johann Wolfgang von Goethe einst über das Genre Streichquartett. 
Am vergangenen Samstag debütierte das Ensemble SteinMays (Johanna Stein, Lutz Mays und Charles Backledge) in Oberweiling – und dem geneigten Hörer konnte ohne Weiteres obiges Zitat in den Sinn kommen. Das Trio, das seinen Stil als „Chamber Pop“ bezeichnet, überzeugte nicht nur durch Virtuosität, ausgeklügelte Arrangements, Dynamik und Agogik, es wirkte auf das Publikum auch extrem sympathisch. 
Das lag zuvorderst an der starken Sängerin und Cellistin Johanna Stein, die mit großem Ton ihr wunderbares Instrument zum Klingen brachte und gleichzeitig dazu ihre schöne Stimme einsetzte – das klang hin und wieder, als würden da zwei hochmusikalische Menschen (und nicht nur einer) konzertieren. Man Rays fast hundert Jahre altes Foto „Le Violon d'Ingres“ schien da eine ganz neue Bedeutung zu bekommen. Dass Johanna dazu auch noch die charmanten Ansagen übernahm, rundete das Gesamtbild der Kölnerin, die extra wegen des Kneipenbühnen-Auftritts das Wagnis auf sich genommen hatte, am Ferienreise-Wochenende rund 500 km gen Süden zu fahren. Dies am Rande.
Lutz Mays, ein Bassist, der seinem Instrument Akkorde entlocken kann, von denen so mancher Gitarrist nur träumt, schuf eine ebenso solide wie duftige Basis in harmonischer wie melodischer Hinsicht und groovte in höchster Perfektion und mit großem Ton.
Charles Backledge schließlich, der seit O’wei-Urzeiten immer wieder einmal beispielsweise zusammen mit der Weltmusik-Band Argile oder den Jazz-Ensembles um Achim Goettert zu erleben war, bezauberte das Publikum mit einer unglaublich einfühlsamen und dennoch hochpräzisen Perkussion.
Und alle drei zusammen schienen sich formal wie inhaltlich blind zu verstehen. Ein fasziniertes, mucksmäuschenstilles Publikum lauschte vom ersten bis zum letzten Moment dem sehr leisen und deshalb besonders intensiven Konzert.