Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Midge's Pocket
Midge’s Pocket, ein Quartett aus südlichen Gefilden Bayerns, debütierte am vergangen Samstag in der Kneipenbühne mit unerhört vielschichtiger Musik, die sich an US-amerikanischer Folklore orientiert, gleichzeitig aber eine ganz persönliche Note ins Geschehen bringt: Perfekt intonierter dreistimmiger Gesang von hoher Qualität wurde ergänzt von wunderschönen instrumentalen Arrangements, die immer genau auf den Punkt kamen – dynamisch, rhythmisch, melodisch. Na ja, die Kneipenbühnen-Freunde kennen drei der vier Musiker von der phantastischen Gruppe „Johnny And The Yooahoos“ her, die in den vergangenen Jahren schon ein paarmal die O’wei-Gäste beglückte. Es gibt aber einen grundlegenden Unterschied zu jener Band: Midge’s Pocket sind laut – und das zu Recht: der mitreißende Rock-Sound der sympathischen Jungs brachte die ausverkaufte Kneipenbühne zum Sieden. Um aber das Bild einer gnadenlos treibenden Lautstärke-Band zu relativieren, streuten die vier Musik-Strategen ganz ruhige Coversongs ein, die auf wundersame Weise in das Gesamtkonzept passten, etwa ein lateinamerikanisches Lied, das von einem Mann handelt, der einen neuen Lebensabschnitt beginnen will. Das Original "Me voy pa'l pueblo" (Mercedes Valdés) wurde 1949 von der wunderbaren Gruppe "Los Panchos" interpretiert. Midge's Pocket waren da ganz nahe am Original – Große Klasse!
Als Multiinstrumentalist entpuppte sich Basti Schubeck, der auch die meisten Songs komponiert und textet. Während er zuletzt bei "Johnny and the Yooahoos" auf seinem 5-string-Banjo brillierte, erwies er sich bei "Midge's Pocket" als vorzüglicher Schlagzeuger, der unter anderem mit einem ideenreichen opulenten Drumsolo aufwartete, von dem die jubelnden Zuhörer schier nicht genug bekommen wollten. Aber auch am Klavier und auf der Gitarre erwies er sich als grundsolide, ganz zu schweigen von seinem ausgezeichneten Gesang. Sein Bruder Jonas – "Johnny" – groovte auf dem E-Bass mit seinem Bruder um die Wette und griff auch hin und wieder zur Mandoline, die in der anderen Band sein Hauptinstrument ist. Seine stimmlichen Qualitäten sind auf hohem Niveau; das gilt übrigens für alle Mitglieder der Band. Bernhard Huber setzt mit seiner hohen Tenorstimme Glanzlichter und ist auf der E-Gitarre ein wahrer Wizard (bei den "Yooahoos" spielt er übrigens die akustische Sologitarre– so melodisch und schnell, dass man sich die Augen reibt). Und last not least ist da das Geburtstagskind des Abends, der Rhythmusgitarrist Toni Bauer, der anscheinend – zumeist als Leadsänger – der Initiator des Projekts "Mückentasche" ist. Unterm Strich: eine perfekte Band, die nicht nur mit hoher Virtuosität überzeugt, sondern auch mit unglaublichem Variantenreichtum und großer Sympathie untereinander, die sofort aufs Publikum überspringt; die Zuhörer gerieten schier aus dem Häuschen!