Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2022 24.09.

Father & Son

Yankee Meier und sein Sohn Christoph debütierten vor knapp vier Jahren auf der Kneipenbühne und faszinierten schon damals ihr begeistertes und zahlreiches Publikum mit einem unvergleichlichen musikalischen Mix. Mittlerweile haben die beiden – dem Rest der Welt geht es nicht besser – eine lange pandämonische Durststrecke hinter sich, in der (in Wohnzimmersessions oder sonst wo) offensichtlich viel Positives passiert ist. Vater und Sohn verstehen sich blind, befinden sich in jedem solistischen Moment auf Augenhöhe, singen zweistimmig derart perfekt, dass einem wohlige Gänsehaut widerfährt, improvisieren ohne mit der Wimper zu zucken – das heißt, es hört sich so an, wie es im besten Fall sein soll: organisch, ohne Mühe, einfach so … Und dann wieder faszinieren sie mit schnellen unisono-Parts, die halbsekundengenau auf den Punkt kommen, nicht mit verbissener Miene, sondern locker und fröhlich, wie selbstverständlich. Das erweist sich für die beiden ebenso wie fürs Publikum einfach nur als ein Genuss. 

Meier Junior spielt sein Cello genauso gefühlvoll wie er singt: mit großem Ton und einer absolut hieb- und stichfesten Intonation. Dass sein Vater mit allen die Gitarre betreffenden Wassern gewaschen scheint, ist hinlänglich bekannt. Aber dann greift auch der Sohn zu den sechs Seiten und zeigt sich fast ebenbürtig – liegt das in den Genen? Wahrscheinlich.

Jedenfalls war der Abend für die andächtig lauschende Zuhörerschaft auch aus einem anderen Grund höchst kurzweilig: bei der Vielfalt der Stile blieb einem schier die Spucke weg: Da war ein Irischer Tanz zu hören, ein paar bemerkenswerte Eigenkompositionen, Soul von Stevie Wonder, Jazz von Charlie Haden und Pat Metheny, Pop von Jim Croce, John Mayer und den Beatles, Country-Musik von Guy Clark, Gipsy Swing von Django Reinhardt … und so weiter und so fort. 

Die Meiers zeigten keinerlei Berührungsängste und agierten vom ersten bis zum letzten Konzertmoment mit Verve, Bravour und vor allem mit unbändiger Freude an der Musik in all ihren Facetten. Mitreißend! Wie viele Zugabe-Forderungen? Wer weiß.