Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2022 10.09.

Duo 3

Einen fantastischen Saisonauftakt durfte das erlesene O’wei-Publikum am Samstag erleben, als das „Duo 3“ auf der Kneipenbühne debütierte. Anke Draugelates (Gesang, Tasten) und Kilta Rainprechter (Gesang, Schlagzeug) zündeten ein musikalisches Feuerwerk, das prächtiger nicht hätte sein können: Zu erleben waren nicht nur die Stimmen zweier ebenso charakter- wie kraftvoller Sängerinnen, sondern auch großartige Arrangements, die sich weit von herkömmlichen Standards abhoben. Dazu gehörten speziell bei den zweistimmigen Parts Dissonanzen, die sich auf wundersame Weise nicht unbedingt auflösten, sondern ihre exotische zauberhaft-melodische Schönheit zur Schau stellten, dazu gehörte die darstellerische Kraft von Kilta Rainprechter, die manchmal zusammen mit ihrer kongenialen Partnerin in einer frei erfundenen Kunstsprache sang – dabei ließ die Gestik der erfahrenen Tänzerin keinen Zweifel an dem emotional intensiven Inhalt; ein Genuss auch, wie sie am minimalistischen Schlagzeug groovte.

Anka Draugelates erwies sich als eine Tastenvirtuosin, die nicht mit halsbrecherischen Kinkerlitzchen überzeugte, sondern die mit einer hieb- und stichfesten Rhythmusfestigkeit eine Basis schuf, bei der einem die Spucke wegblieb: nein, nicht Dreiviertel-, Vierviertel-, Fünfviertel- etc.- Takte wurden da ausgeleuchtet, sondern ein Panoptikum an verschrobenen und verschobenen variablen Metren, von denen sich vielleicht nicht einmal ein Boris Blacher etwas hätte träumen lassen; vom harmonischen Reichtum ganz zu schweigen. Trotzdem – und das ist ein ganz großes Kunststück – wirkten die Lieder nicht konstruiert, sondern tief empfunden; und sie kamen beim Publikum genauso an: der Gestus der Songs wurde verstanden, haarfein. Zudem konnte vor allem Anka vom Flüstern bis zur kraftvoll opernhaften Arienstimme alle nur denkbaren Vokal-Register ziehen.

Und eines darf man nicht vergessen: Draugelates und Rainprechter wirkten sympathisch, einfach nur sympathisch.

Texte und Kompositionen stammen übrigens von den beiden Heldinnen, die es wagen, gegen allen Mainstream die verschlungenen Pfade des nie ganz zu ergründenden musikalischen Dschungels zu erkunden, um neue, unerhörte Früchte zu ernten. Ist das noch Popmusik? Vielleicht, vielleicht auch nicht; egal. Jedenfalls bot das „Duo 3“ dem geneigten Zuhörer eine Nische an, in der sich offene Ohren rundum wohlfühlen können.

Solch ein Konzertabend kann einen glücklich machen, wenn man sich darauf einlässt – und das tat die Kneipenbühnen-Zuhörerschaft. 

Das Konzert ruft – nein schreit — nach Wiederholung!