Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Birkett Hall
Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren hat am Samstag das kanadische Duo „Birkett Hall“ die Zuhörer in der Kneipenbühne beglückt, ja begeistert – und man merkt es schon an der Häufigkeit der Engagements: die Veranstalter können nicht genug bekommen von den beiden charismatischen Virtuosen, die vor allem mit sehr politischen Coverversionen brillieren. So wird neben Bob Dylans erschütternder „Ballad of Hollis Brown“ der Bruce-Cockburn-Song „If I Had A Rocket Launcher“ interpretiert. In einer unauffälligen aber ins Herz treffenden Stelle modeln die beiden Singer/Songwriter den Text auf den Angriffskrieg Russlands um. In dem Lied heißt es „Here comes the helicopter, second time today. Everybody scatters and hopes it goes away. How many kids they've murdered? Only God can say … (Hier kommt der Hubschrauber, heute zum zweiten Mal. Jeder zittert und hofft, dass es vorbeigeht. Wie viele Kinder haben sie ermordet? Das weiß Gott allein …)”
Auf der anderen Seite werden mit großer Hingabe ehrwürdige klassische Bluesnummern interpretiert – und auch gefühlvolle Eigenkompositionen stehen auf dem Programm, hochemotionale Texte, bei denen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Das alles wird mit äußerster Präzision und gleichzeitig mit Gänsehaut-treibender Intensität und Sympathie vorgetragen, die dem Zuhörer vermittelt: hier wird Gefühl nicht gespielt, hier wird der Moment ausgekostet und gelebt; übrigens locker und witzig, mit Feuer und Charme, mit skurriler Perkussion und einer sehr dezenten Loop-Station.
Einer der vielen Höhepunkte des Abends bildet ein indianisch anmutender Song. Zu „Down Below The Buffalo Bones“ verrät Ted Hall, dass er von kanadischen Ureinwohnern abstammt, dass aber sein Song nicht auf die Unterdrückung der kanadischen "Natives" hinweist, sondern global die Diskriminierung von Minderheiten anprangert.
„Birkett Hall“ ist ein altes verliebtes Paar, das wieder auf die Kneipenbühne kommen muss, will und wird … und wieder und wieder, bis eines Tages die Sitzplätze im Klassenzimmer nicht mehr ausreichen werden, weil sich dann herumgesprochen haben wird: Ea und Ted sind von Güte! Hoffentlich passiert das noch in diesem Jahrtausend.