Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Alligators of Swing
Golly eröffnete zusammen mit Peter Hammer am 19. September 1981 in einem Blues- und Rockkonzert die Kneipenbühne. Das war der Beginn der mittlerweile auf über 1.300 angewachsenen, meist hochklassigen O’wei-Veranstaltungen – damals vor geschätzten 100 neugierigen Oberpfälzern und Nürnbergern. Vierzig Jahre später, genauer am Vorabend des Jubiläumsdatums, gastierten die „Alligators of Swing“ im letzten Konzert der Kneipenbühnen-Gartensaison. Zwar tobte der Saal nicht – schließlich spielte das Trio in der mittlerweile recht herbstlich gewordenen Grünanlage –, aber die Stimmung unter den leider viel zu wenigen Zuhörern entsprach der gebotenen Musik: sie war entspannt und geprägt von außerordentlich guter Laune. Kein Wunder, denn was Stefan Scholz (Gesang, Saxophon), Dieter Schreiber (Kontrabass) und Christian Jung (Klavier, Gesang) boten, war ein fröhliches Konzertieren dreier – aufgrund einer mehr als drei Jahrzehnte dauernden Zusammenarbeit – perfekt aufeinander eingespielten Virtuosen, die sich gegenseitig nicht nur exzellente Soli gönnten, sondern mit punktgenauen Einsätzen, unisono-Läufen und manchmal zweistimmigem Gesang alle Blues-, Boogie- und Swing-Register zogen, die das Genre hergibt. Dabei wurden viele Juwelen präsentiert – von Lalo Guerrero bis Louis Jordan, von Walter Brown bis Nat King Cole, immer charmant und mit fundiertem Wissen vorgestellt von Stefan Scholz, der übrigens 2012 für den „German Blues Award“ nominiert war. Aber auch die Eigenkompositionen hatten es in sich und fügten sich nahtlos und unmerklich zwischen den Klassikern ein, was natürlich für höchste Qualität spricht. Ein besonderes Highlight allerdings bot sich im Zugabenteil: James Browns „I Feel Good“ hat man außerhalb eines Alligator-Konzertes bestimmt so noch nicht gehört – und, zum Niederknien gut, eine Komposition von Stefan Scholz, versehen mit einem deutschen Text, der einem die Lachtränen in die Augen treiben kann: „Vorsicht, Hände weg, pass auf!“ Wer dieses Highlight verpasst hat: vielleicht, wenn alle Beschränkungen gefallen sein werden und man wieder ohne Skrupel zu Indoor-Konzerten kommen darf, versuchen die Kneipenbühnen-Veranstalter eine Wiederholung mit diesem hinreißenden Trio.