Veranstaltungskritiken

Beim dritten Gartenkonzert der Kneipenbühne 2021 trat das kanadische Duo Birkett Hall auf und konnte wie bei seinem Debut im Oktober 2019 sein Publikum begeistern. Die Handvoll Zuhörer durften bei erstaunlich gutem, nicht zu heißen Wetter ein Singer/Songwriter-Konzert höchster Güte genießen und sich von einem variantenreichen Musikerlebnis mit angenehm transparentem Klang beeindrucken lassen. Die meisten Stücke der beiden stammen aus eigener Feder, hin und wieder wurde jedoch auch gecovert, Bruce Cockburn und Bob Dylan standen da beispielsweise auf dem Programm, allerdings nicht brav nachgespielt, sondern höchst individuell interpretiert, mit viel Feuer und einem ebenso großen Maß an Melancholie. 

Ea Birketts intensive Körpersprache ist untrennbar mit ihren Gesangskünsten verbunden. Ausdrucksstark singt sie sich mit rauchigem Timbre bedeutsame Geschichten von der Seele und erinnert dabei ein wenig an Janis Joplins mit allen Fasern ihres Körpers gelebten Blues. Apropos Blues: es gibt eine Nummer von Muddy Waters namens „I’m a Man – I spell M-A-N“. Ea (Elisa Anne) dreht den Macho-Spieß um und singt „I’m a woman – I spell W-O-M-A-N“. Köstlich! So nebenbei spielt sie eine fabelhafte Blues-Harp, eine kraftvolle akustische Gitarre und verwendet hin und wieder ein wundersames Perkussionsinstrument.

Ted Hall komplettiert den Facettenreichtum mit seiner E-Gitarre, seiner kernigen Stimme, einer ebenso sparsam wie geschickt eingesetzten Loop-Station und einer skurrilen Instrumentenkoffer-Basstrommel. 

Die Sonne ging auf – natürlich bildlich gesprochen, denn in Wahrheit war sie eher am Untergehen und produzierte ein wunderschönes Farbenspiel am leicht bewölkten Himmel. Also: Die Sonne ging auf, immer, wenn die beiden zweistimmig sangen. Intonation und Artikulation waren perfekt und man spürte, dass hier ein ungeheuer professionelles, auf einander bis ins kleinste Detail eingespieltes Duo auf der Bühne stand, das zudem noch vor Spielfreude nur so sprühte.