Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2020 07.03.

Rudi Zapf und Ingrid Westermeier

Eine musikalische Reise (fast) um den Planeten gab es am Samstag,  als die beiden Virtuosen Rudi Zapf und Ingrid Westermeier mit Weltmusik der besonderen (der dritten) Art in der Kneipenbühne debütierten. Mit Pedalhackbrett (Zapf) und Gitarre (Westermeier) verzauberten sie ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute des opulenten Konzertes – und dann durften sie erst nach mehreren Zugaben das ersehnte Feierabendgetränk genießen. Bei der ungemein spannenden Darbietung, bei der sich in technischer Hinsicht beide Musiker auf Augenhöhe bewegten und bei der die Messlatte olympiagoldartig hoch lag, stellten Zapf und Westermeier immer neue Facetten ihrer sehr speziellen Programmauswahl vor: Sie starteten in Irland, der bevorzugten Urlaubsinsel Ingrid Westermeiers, wechselten nach Finnland, spielten Sintimusik aus St. Petersburg, sprangen nach Spanien, Italien, Lateinamerika (speziell nach Argentinien und Brasilien) und gar nach Japan. Mit großer Spielfreude und stets kurzweiligen Geschichten, die ausschließlich Rudi verzapfte, vermittelten sie, dass musikalische Weltklasse nicht elitär sein muss – im Gegenteil. Unbekümmerte Fröhlichkeit äußerte sich sogar in Kalauern. Was ist die Übersetzung von Helsinki? Sonnenuntergang. Und Sonnenaufgang auf finnisch? Hellsteigi! Yeah. So geht das. Unterm Strich erlebten jene Zuhörer, die keine Angst vor Corona und Fastenzeit hatten (Applaus!), einen Gute-Laune-Abend par excellence, gepaart mit Können, das einem den Mund offenstehen lassen kann. Als ganz besonderes Schmankerl stellte Zapf sein Vibrandoneon vor, ein edles Blasinstrument, das verwandt ist mit Bandoneon und Dudelsack; oder vielleicht ist es auch nur einfach eine hölzerne Melodica? Ach ja, und dass man auf dem Hackbrett Töne bluesartig ziehen kann, eröffnet ganz neue Perspektiven. Bravo, ihr zwei sympathischen Menschen!

Fotos und Filme von Golly