Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2019 26.10.

Birkett Hall

Zwei ganz außerordentliche musikalische Globetrotter traten zuletzt in der Kneipenbühne auf: das kanadische Singer/Songwriter-Duo „Birkett Hall“. 

Ea Birkett und Ted Hall sind aufgrund ihrer jahrelangen Tourerfahrung ein eingespieltes Team, das perfekt und souverän mit Sounds, Breaks und Grooves umgeht. Das alleine jedoch macht keinen überragenden Auftritt. Viel wichtiger ist die unerhörte Spielfreude, die von den beiden vermittelt werden kann, im Verein mit intensivem, eindrucksvollem, oft zweistimmigem Gesang, mit dem sie gefühlvolle, meist eigene Texte vortragen, zum Beispiel in „Glycerine Tears“ oder dem Indianersong „Buffalo Bones“. Ohne Teds vokales Können schmälern zu wollen: Eas Stimme ist dabei einfach „eine Wucht“! Zudem spielt sie eine bemerkenswerte Bluesharp, greift hin und wieder zur Gitarre und zu einem Perkussionsinstrument, das den Klang von Basstrommel und Snare überzeugend wiedergibt. Ted spielt E-Gitarre, akustische Slide, Percussion (Fußmaschine/Gitarrenkoffer) und mit Hilfe von Ea (in Ermangelung eines Mundharmonikagestells) auch einmal ein Harpsolo. 

Ein paarmal wird gecovert, etwa Bob-Dylans „The Ballad Of Hollis Brown“ (1964), eine eindringliche Beschreibung der Gründe, warum ein Farmer in South Dakota sich, seine Frau und seine fünf Kinder erschoss. Auch hierbei zeigt sich die unglaubliche Professionalität der beiden: selbst dieser ellenlange Text (wie auch alle anderen) wird komplett ohne Spickzettel, dafür umso eindringlicher erzählt. Und „Birkett Hall“ machen kein Hehl daraus, dass sie Fans ihres Landsmanns Bruce Cockburn sind, einem hierzulande viel zu unbekannten Gitarrenvirtuosen und Liedermacher, dessen wütendes Protestlied „If I Had A Rocket Launcher“ sie zu vermitteln wissen, als wäre er aus ihrer Feder. Der Song beschreibt den Guatemaltekischen schmutzigen Bürgerkrieg (1960-1996), bei dem mit Hilfe der CIA der demokratisch gewählte Präsident Guzmán gestürzt wurde und bis zu einer viertel Million Menschen, meist Zivilisten, den Tod fanden. Vergleichsweise versöhnlich wirkt danach Joan Armatradings Meisterstück über die Liebe.
Unterm Strich: Das Duo, Sympathieträger oberster Güte, muss unbedingt zeitnah wieder nach O’wei kommen. Und wieder … und wieder!

Fotos und Filme von Golly