Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2015 12.12.

Eine kleine Sehnsucht

„Eine kleine Sehnsucht“ heißt das Programm, das die vielversprechende Schauspielerin und Sängerin Viola Rabokowski derzeit wieder anbietet.  Sie debütiere damit vor fünf Jahren in der Kneipenbühne und machte auf ihrem Weg zum Erfolg ein Jahr später mit dem Projekt „Spitzbuben“ ein weiteres Mal Zwischenstation in O’wei’. Nun präsentierte sie sich am vergangenen Samstag genau hier als routinierter Profi – zusammen mit der vorzüglichen Pianistin und Sängerin Ruth Weisel. Die Programmauswahl der gereiften Künstlerin reichte von Jacques Brels „Port Amsterdam“ über Astor Piazzolas „Balada para un loco“ – für die Verrückten, welche die Liebe erfunden haben – bis zu Bert Brechts/Kurt Weills „Surabaya Johnny“ oder Marlene Dietrichs „Wenn ich mir was wünschen dürfte“. Kenner merken bereits bei dieser Aufzählung, dass Melancholie die vorherrschende Stimmung des wunderbar spannenden, intensiven Konzertes prägte. Einer der Höhepunkte des Abends war in diesem Zusammenhang die Interpretation von Georg Kreislers „Das Wort ‚Verlassen’“, das von dem Duo wunderschön zweistimmig gesungen und auf gestimmten klingenden Weingläsern gespielt wurde. Andererseits gab es gänsehauttreibende Liebeserklärungen wie „La vie en rose“ von Edith Piaf. In perfektem Kalkül platzierten Viola und ihre kongeniale Begleiterin Ruth jedoch auch immer wieder Witziges, etwa die unglaublich schwarzhumorige Krankenhaus-Version des Roy-Black-Hits „Ganz in weiß“. Das perfide „Geben Sie acht, von Ihrem Tod zu träumen“ mit einer überraschenden Chopin-Überleitung (verwendet wurde das Ohrwurmmotiv aus dem langsame Satz der b-Moll Sonate, der sogenannte Trauermarsch) zu „Ach wie mich das aufregt“ von Hollaender bereitete höchsten Genuss wie auch „Ich bin verrückt nach total verrückten Männern“, ebenfalls von Kreisler, der offenbar einer der bevorzugten Künstler des Duos ist. Dass die Berliner Schnauze Claire Waldoffs nicht zu kurz kam, versteht sich von selbst, zumal Viola Rabokowski in einem Spielfilm vor einiger Zeit deren Rolle übernommen hat. Am Ende des Konzerts brandete dem sympathischen Duo die ganze Sympathie eines begeisterten und dennoch mucksmäuschenstillen Publikums entgegen. Und fast alle Gäste sangen bei der rührenden Zugabe „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“ mit – vielleicht ein wenig in dem Bewusstsein, wie schlecht es so manchen Flüchtlingen aus dem nahen Osten derzeit geht.