Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Annaleo e Chrisotto
„Liebe macht blind“ ist ein gängiges Sprichwort. Jedoch, was die zahlreichen aber schwer gebeutelten Gäste am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne erfahren mussten: Liebe kann auch taub machen. Ein Liedermacherduo mit dem ansprechenden Namen „Annaleo und Chrisotto“ erwies sich mindestens als genauso nervig, wie jener Prediger-Liedermacher, der vor ziemlich genau zehn Jahren mit unreflektiertem fundamentalistisch-christlichem Liebet-euren-Nächsten-Geschwurbel für Stimmung sorgte … für außerordentlich schlechte. Leider hatte ein ehemaliger Stammgast, der in der Kneipenbühne aus diesem Grund seit zehn Jahren nicht gesichtet ward, den Mut aufgebracht, es noch einmal mit einer hiesigen Veranstaltung zu versuchen. Ausgerechnet! Vor dem Jahrtausendwechsel wird man ihn wahrscheinlich nicht mehr in Oberweiling begrüßen dürfen. Er, der vorzeitig das Konzert verließ, bemerkte in den Raum hinein unüberhörbar: „Ihr solltet euch ‚Annabläho und Garotto‘ nennen!“ Nun gut.
Da standen jedenfalls zwei Taub-Verliebte auf der Bühne, die vom Altersunterschied her wie Onkel und Nichte wirkten – oder wie Papa und Tochter. Sie himmelte ihn mit ihren kuhbraunen Augen an, während sie Krach auf einer Mundharmonika machte oder unverständliches Zeug krähte wie „Chbin eine von dehn tief liegen köhn“. Was immer das bedeutet. Er – eigentlich ein passabler Gitarrist – klampfte sich verbissen von einer Katastrophe zur nächsten, nicht ohne dennoch seine Partnerin immer wieder mit herzerweichenden Blicken zu überschütten.
Anmerkung am Rande: Wenn zweistimmiger Gesang partout nicht klappen will, sollte man ihn einfach bleiben lassen. Bitte!!! Ach ja, dass Liedermacher gerne erzählen, was sie gerade so treiben, ist hinlänglich bekannt. Annaleo und ihr Chrisotto bringen das auf den (Tief-)Punkt: „… Was ich hier tu, macht keinen Sinn, doch ich sing immer wieder …“