Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Debbie "Doppy" Doppler
Debbie „Doppy“ Doppler beehrte am frühen Rosenmontagabend die Crew der Kneipenbühne und ein paar illustre Gäste mit einer ganz außergewöhnlichen Darbietung. Die Österreichamerikanerin aus dem idyllischen Dobson City (North Carolina) ist eine Nachfahrin des Mathematikers und Physikers Christian Andreas Doppler (*1803; †1853) Dieser wurde bekannt durch den nach ihm benannten Dopplereffekt.
Debbie Doppler kündigte sich als Synchronstimmenimitatorin an, und man fragte sich natürlich spontan, was das sein soll. Sie erklärte kurz:
„Jamie Lee Curtis zum Beispiel wird von der deutschen Schauspielerin Daniela Hoffmann synchronisiert. Ich rezitiere kurze Szenen aus vorwiegend englischsprachigen Spielfilmen, allerdings in der deutschen Synchronfassung – Man hört also jetzt gleich nicht die Originalstimme von der Curtis in der Rolle als Wanda Gershwitz (‚Ein Fisch namens Wanda’), sondern die von der Hoffmann. Alles klar?“.
Ja, ja, alles klar; die Anwesenden nickten dennoch etwas ungläubig – denn wer erinnert sich schon an Wandas Stimme? Dann legte „Doppy“ los: „Genau, du hast Recht! Dich dämlich zu nennen, wäre eine Beleidigung für alle dämlichen Menschen. Ich weiß von Schafen, die dich locker austricksen würden. Ich hab schon Pullover mit einem höheren IQ gehabt. Aber du denkst, du bist ein Intellektueller, nicht wahr, du Affe!“
Das machte spontan Lust darauf, die wunderbare Komödie mit Kevin Kline, John Cleese, Michael Palin etc. wieder einmal anzusehen … Hingegen die Stimme, die Stimme?
Doch schon bei der zweiten Kostprobe erfuhr man, was für ein Kaliber die zierliche nur etwa 156 cm große Debbie wirklich ist: „Vor 1.500 Jahren hat jeder Mensch gewusst, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist. Vor 500 Jahren hat jeder Mensch gewusst, dass die Erde flach ist und vor 15 Minuten haben Sie gewusst, dass die Menschen auf diesem Planeten unter sich sind. Stellen Sie sich nur mal vor, was sie noch alles wissen – morgen.“ Ja, das war eindeutig Tommy Lee Jones in „Men In Black“, synchronisiert von Ronald Nitschke (er spielte den SEK-Chef in der miserablen Horrorkomödie „Kartoffelsalat – Nicht fragen!“ aus dem Jahr 2015). Dass sich „Doppy“ zu Beginn ihrer Darbietung bis auf die ebenso sehr knappe wie ästhetische schwarze halb-blickdichte Unterwäsche entkleidet hatte (glücklicherweise herrschten angenehme 23° Celsius im Klassenzimmer), um zu beweisen, dass sie während ihrer Darbietung kein Abspielgerät am Körper trägt, entzückte zwar fast ausschließlich die anwesenden Männer; dass das durchaus einen Sinn machte, zeigte sich freilich spätestens an einem weiteren Beispiel: Lee Marvin/Arnold Marquis in der Rolle des Jack Osborne im Spielfilm „Gorki Park“ (1983)! Unglaublich. Der vorläufige Gipfel des Events folgte jedoch im Handumdrehen: Jemand bat „Doppy“ darum, eine Lee-Marvin-Nummer zu singen, in diesem Fall natürlich mit Originalstimme … und – Wendy über Wendy, Wanda über Wanda, Wunder über Wunder, man kam in den Genuss von „Windering“ – sorry „Wandering Star“ – „I was born …“ Jeder fragte sich: Wie ist es möglich, dass eine Frau derart tief singen kann? Andersherum kennt man das ja: Männer (Counter-Tenöre), die unglaublich hoch singen können, obwohl sie als Knaben nicht kastriert wurden. Wie aber ist das bei Frauen? Was ist das Gegenteil des negativen Spiegelbildes weiblicher Nicht-Kastration? Ah, Hirnschwurbel! Man weiß es nicht.
Debbie „Doppy“ Doppler ließ noch mehrere Beispiele folgen, etwa die Stimme von Bruce Lee/Norbert Langer („Der letzte Kampf der Todeskralle“). Und langsam wurde klar: Das Mädel hat sich auf Schauspieler kapriziert, die in ihrem Namen die Silbe „Lee“ tragen. Das erklärt vielleicht die dunkelvioletten (oder akademischer ausgedrückt: die caput-mortuum-farbenen) LEEdschatten, die sie ein wenig unvorteil- und zombiehaft gothicmäßig aussehen ließen. Nun, das ist Geschmacksache. Jedenfalls zitierte sie auch Bruce Willis/Manfred Lehmann in „The Sixth Sense. Bruce WilLEEs/Manfred LEEmann: kapiert?
Hier soll nun aber nicht alles aufgezählt werden, nur noch das Finale, Debbie „Doppy“ Doppler gab Susanne Vegas a-cappella-Nummer „Tom’s Diner“ zum Besten, allerdings mit der Stimme von Ricky Lee Jones: Beindruckend.
Nichtfoto und Nichtfilm Golly