Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2016 01.10.

Greyhounds

Rock’n’Roll, das ist nicht nur ein Musikstil, das ist Lebensgefühl. Jenes Sprachrohr der Jugendrebellion, die in den fünfziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann und in der Studenten- und Hippiebewegung mündete, ist immer noch so lebendig und immer noch genau so aufmüpfig und frech wie am ersten Tag – wenn man es mit dem richtigen Feeling in Erinnerung bringt. Um es vorweg zu nehmen: die „Greyhounds“, vier Musiker aus der Neumarkter Gegend, leben dieses Gefühl in jedem Moment und sie machen alles richtig. Mit viel Geschmack und Knowhow interpretieren sie Chuck Berry, Eddie Cochran, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, um nur ein paar zu nennen, aber auch Juwelen aus der Folge-Generation der sechziger: unter anderem sind da Stücke der Beatles und der Stones zu hören, aber auch schwarze Musik von James Brown oder Wilson Pickett. 
Die c debütierten am Samstag in O’wei vor ebenso zahlreichem wie begeistertem Publikum. Der junge (Aushilfs-)Bassist groovte wie eine Eins und erwies sich auch in technischer Hinsicht schlicht gesagt als großartig. Zusammen mit Basti Konik am Schlagzeug bildete er in Sachen Rhythmus ein treibendes Perpetuum Mobile. Der Drummer – geschmackvoll, dynamisch, mit allen Wassern gewaschen, stets in genau der Lautstärke, die der Räumlichkeit angepasst schien – legte dabei noch eine andere Qualität an den Tag: er sang locker und so entspannt, als ob das beeindruckend gut gespielte Drum Set Nebensache wäre – bislang kannte ich das so nur von dem „The Band“-Trommler Levon Helm. 
Der Frontmann Josef Rappl fiel altersmäßig etwas aus dem Rahmen: er ist ein Urgestein der Musikszene in der Mittleren Oberpfalz; das ehemalige Mitglied der „Crickets“ und der „Goodwinds“ (das ist mindestens 30 Jahre her) erinnerte mich ein wenig an den „Engel“ in dem wundervollen Spielfilm „The Commitments“ (1991). Abgesehen davon kann er hinreißend schluchzen und knödeln – manchmal meint man, „The Ghost Of Elvis“ stehe da auf der Rampe. 
Xaver Müller schließlich spielt Gitarrenriffs, in denen der unlängst verstorbene Scotty Moore (Gitarrist für Elvis Presley) wieder auferstanden zu sein scheint. Und dieser stilsichere Bursche sang zudem mit glasklarer Stimme Werke der Beatles. Das riss einen schier vom Hocker. Dass er dann noch spontan einen Boogie auf dem Kneipenpiano zum Besten gab, überraschte nicht wirklich. 
Apropos Beatles, eines muss ich noch erwähnen: John Lennons „Come Together“ habe ich schon des Öfteren in der Kneipenbühne gehört. Aber noch nie derart gut. Und die Band lieferte einen Konzertmarathon ab – ein fast vier Stunden dauernder stets spannender Auftritt bewies, dass Fleiß und Güte sich nicht unbedingt widersprechen müssen.