Was lief?

Das Konzept des Boris Gammer Trio wurde ursprünglich 1990 in Hannover geboren, als künstlerische Kooperation von israelischen und deutschen Musikern, basierend auf der Idee der Verbindung von ethnischen Wurzeln und kultureller Herkunft der Künstler.
Dieser Gedanke schuf einen einmaligen Musikstil - eine Polystilistik, die verschiedene und teilweise gegensätzliche Arten von Kunstformen kombinierte: klassischen Jazz, Avantgarde Jazz, Volksmusik, aber auch künstlerische Elemente aus der klassischer Musik, Latin, orientalischer und afrikanischer Musik und Rhythmik.
Bei der Entwicklung dieser Idee nahmen bekannte Künstler aus Europa und Israel teil. Unter Ihnen ein bekannter und anerkannter israelischer Jazzmusiker - Boris Gammer, der eine Menge zur Entwicklung des modernen Jazz in Israel beitrug.
Mit der Originalbesetzung spielte die Band auf Tourneen in ganz Europa und Israel. Mit großem Erfolg spielten sie unter anderem auf dem Eilat Jazz Festival.
Der jetzige Bandzyklus basiert auf dem Originalmaterial und wird geführt und geleitet von Boris Gammer, der der Rückhalt der Band und der Idee ist. Das ist der Grund, warum die internationalen Einflüsse und natürlich die Qualität der Musik erhalten bleiben. Zuletzt nahm die Gruppe im Juni 2000 am Jerusalem Jazz Festival teil.
Auch am Red Sea Jazzfestival im August 2000 war Boris Gammer mit dabei.
Die Live-Performance des Trios besticht durch ihre Homogenität, augenzwinkernden Spielwitz und Ausdruckskraft. Die drei Musiker live zu erleben verspricht knisternde Intensität, gewürzt mit einer wohldosierten Prise Humor. Das Repertoire der Band kennt keine puristische Abgrenzung. Hier wird in souveräner Manier mit verschiedenen Stilistiken (Jazz – Dixie - Klezmer ) jongliert. Mit diesem Konzept hat Das Boris Gammer Trio einen musikalisch eigenständigen Charakter entwickelt, der zum einen aus der Persönlichkeit der Musiker, zum anderen aus der Art der Arrangements, die in überzeugender Weise auf das Trios zugeschnitten sind, entstanden ist. 

BORIS GAMMER (KLARINETTE)
Boris Gammer wurde 1949 in Riga geboren. Schon mit 14 spielte er seinen ersten professionellen Job in einer Dixieland Band. Mit 16 begann er, parallel zu seinem klassischen Studium, in modernen Jazz- und Jazz-Rock-Formationen Saxophon und Querflöte zu spielen.
1966 leitete er seine erste Combo, die kurze Zeit später als die „Beste Jugendjazzband der Sowjetunion“ ausgezeichnet wurde. Er spielte Sessions mit amerikanischen und europäischen Künstlern, wie zum Beispiel Mitgliedern der Duke Ellington/ Mel Lewis Big Band, Niels Pederson und Oscar Peterson. In seiner alten Heimat erhielt Boris bereits 18 Jazzpreise.
1978 wanderte er nach Israel aus und fand dort sofort Anschluss an die Spitze der dortigen Jazzszene.
1980 wurde er Mitglied der „Rubin Academy of Music“, in der er bis heute Saxophon und Improvisation unterrichtet.
1985 gründete er Israels erste professionelle Dixielandband, die „Jerusalem Jazz Band“, die seit über 10 Jahren in Israel, Europa und den USA Konzerte auftritt. 
1986, beim „Israel Modern Jazz Festival“, wurde er zum besten Saxophonisten Israels gewählt. 
In den 90er Jahren begann Boris mehr und mehr in internationalen Ensembles mit europäischen und amerikanischen Musikern zu arbeiten. Es folgten Konzerte und Sessions, u.a. mit Dizzy Gillespie, Chick Corea, Michael Brecker, Gary Burton, Frank Foster, Ray Brown, Mel Lewis, Steve Swallow, Tommy Smith, Michael Küttner und vielen anderen. Er spielte auf Festivals und in Clubs in Europa und den USA. und leitete Masterclass-Workshops.

Boris Gammer

HANS "YANKEE" MEIER (GITARRE)
Dozent an der music academy Regensburg 
Leiter verschiedener Workshops 
Masterclasses bei Jim Hall und John Etheridge 
Auftritte im Rundfunk u. a. mit "Bayou", "Guitars Unlimited" , Alberto Josipovic , Alfred McReary, Lilly Thornton 
Musikalischer Leiter der Kabarett-Produktion "Let's do it - Night & Day" (Cole Porter - Revue) 
CD- Veröffentlichungen u. a. mit: "Two-gether", "Bobtales", "Beaver", Characters feat. Annette Frank, Trio Rahmenlos 
Konzerttätigkeit im In- und Ausland 

Hans Yankee Meier

WOLFGANG BERGER (KONTRABASS)
Studium in Linz (A) bei Adelhard Roidinger 
Gefragter Solist und Begleiter, u. a. mit dem James Brown Trompeter Lamar Perkins, dem amerikanischen Altsaxophonisten Allan Praskin und anderen. 
CD- Veröffentlichungen u. a. mit: "Characters", "Take Three", "Coq à quatre", "Bayou, „Wide Scope.", Trio Rahmenlos 
Konzerte in den verschiedensten Formationen in Deutschland, Österreich, Ungarn, Luxemburg, Tschechien, Israel und Frankreich.

Wolfgang Berger

Süddeutsche Zeitung - Münchner Kultur - Samstag, 9. Oktober 2004
Aktuelle Kritik - München Seite 48 - Bayern Seite 48
FRÖHLICH
Beim Stichwort „israelischer Jazz-Musiker“ denkt man wohl an den auch als Schriftsteller erfolgreichen Saxophonisten Gilad Atzmon. Der aber gehört eigentlich zur Szene in London, wo er seit langem lebt. Für die Jerusalemer Jazz-Szene steht viel eher sein Kollege Boris Gammer , auch wenn der aus Lettland stammt und in Regensburg eine zweite musikalische Heimat gefunden hat.
Viel Geografie, aber die spielt auch bei Gammers Band Eight Till Late eine wichtige Rolle. Die unterschiedlichen musikalischen Traditionen des international besetzten Quintetts sollen hier ganz bewusst ein gleichberechtigtes Nebeneinander ergeben. Freilich, das Ergebnis ist Mainstream, nicht Avantgarde, unter diesem Vorzeichen finden Hans „Yankee“ Meiers blueslastige Gitarre mit Gerhard Francesconis sperrigem, in seiner Chromatik und der Vorliebe für Akkordspiel an Thelonious Monk erinnerndes Klavier und Gammers warmem, nuancenreichen und gerne mit Zirkular-Atmung lange Linien malenden Saxophon zusammen. Eigene Kompositionen und Standards wie „Lullaby Of Birdland“ wurden da in der Unterfahrt veredelt, rhythmisch dominierte treibender Latin-Swing. Jeweils am Ende der Sets griff Gammer dann zur Klarinette und wurde gewissermaßen persönlich: Eine ungewöhnlich groovende Klezmer-Nummer repräsentierte sein anderes aktuelles Projekt „Jazz meets Klezmer“, am Schluss gab es dann ein fröhliches „Bei mir biste scheen“. 
OLIVER HOCHKEPPEL