Was lief?

Klezmaniaxx

25.
Nov

Der Virus kam über die Leinwand: "Jenseits der Stille" heißt der Film, in dem sich die Lara  - Kind gehörloser Eltern - mit ihrer Klarinette in der Welt behauptet und in dem der Star- Klarinettist Giora Feidmann einen Gastauftritt hat. Vielleicht war sie sich damals noch nicht im vollen Umfang darüber bewusst, doch als der Abspann des Films über die Leinwand flimmerte, war Karen Harder bereits infiziert.
Zum Ausbruch kam der Virus bei einem Konzert des Nürnberger Klezmer- Klarinettisten Mitch Sauer und seiner Band. In ihrer Begeisterung ergriff ein verwegener Gedanke von der sonst so bedachten Frau Besitz: "Ich muss Klarinette lernen!" Ihr Mann Rudolf war der gleichen Meinung: "Du musst Klarinette lernen!" Es kam, wie es kommen musste: Während Karen sich mit Griff- und Blastechniken plagte, versuchte sich der gelernte Rockdrummer Rudolf am Sousaphon. Heute sind die beiden zwei von fünf "Klezmaniaxx", manisch-verrückte Abhängige, süchtig nach der Droge Klezmer. Das fränkische Quintett befindet sich damit in bester und zahlreicher Gesellschaft.

Die Klezmer-Musik erlebt seit den frühen 1990er Jahren, in denen zahlreiche amerikanische Bands durch die wiedervereinigten Lande tourten und Giora Feidmann mit seinen "Klezmer- Workshops" begann, einen bis heute anhaltenden Boom. Die "Klezmaniaxx" - neben den Harders sind das Anita Bardenbacher (Akkordeon), Marcel Largé (Banjo, Mandoline) und Peter Riedel (Schlagzeug) - sind nach "Huljet" und "Fialke" die mindestens dritte Band im Großraum, die sich der Musik der osteuropäischen Juden verschrieben hat.
Fragt man nach den Gründen für die Begeisterung, erhält man eine denkbar einfache Antwort: "Die Melodien sind schön und schmissig, außerdem kommt einem vieles vertraut vor", sagt Karen Harder. Die "Klezmaniaxx" setzen auf die energetische, traditionelle Tanzmusik, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg in den jüdischen Vierteln osteuropäischer Städte zu Hochzeiten und anderen Festlichkeiten gespielt wurde. "Authentizität ist mir wichtig", sagt Rudolf, "ich kopiere so gut wie möglich von den Originalen."  

Dass es Spaß macht, hört man der Band bei jeder Gelegenheit an, egal, ob sie auf einem Straßenfest, einer Hochzeit oder in einer Kneipe spielt. Unverstärkt, und wenn's sein muss auch mobil, denn an eine Steckdose lassen sich die "Klezmaniaxx" nicht fesseln. Umso schwieri- ger war für die Band denn auch die Aufnahme ihrer ersten CD. "Wohl aus Mitleid, weil die Klangqualität unseres Demotapes so schlecht war", hatten sie die zwei Tage (aus denen dann vier wurden) in einem Fürther Studio bei einem Wettbe- werb der Nürnberger Musikzentrale gewonnen. Ein durch Kopfhörer ungewohnter Sound, Zeitdruck und das Fehlen des sonst so wichtigen Blickkontakts machten die Session nicht gerade zu einem entspannten Erlebnis. Wer das Ergebnis, genannt "Shiker & schräg" (shiker bedeutet angeheitert), hört, bekommt davon glücklicherweise wenig mit.
Schwungvoll werfen sich Akkordeon, Klarinette und Mandoline (die die sonst eher gebräuchliche Geige ersetzt) die Bälle zu, während Schlagzeug und Sousaphon lustig übereinanderstolpern, was an zwei Betrunkene erinnert, die sich gegenseitig stützen. Shiker und schräg eben. Doch selbst wenn die CD gerade durch ungehobelten Charme besticht, so ist sie für die "Klezmaniaxx" erst der Anfang einer hoffentlich noch lange währenden Entwicklung.

Klezmer gibt es bei diesem Kneipenbühnenauftritt nach einer knappen Anleitung auch zum Tanzen. Die Klezmaiaxx bringen die jüdische Hochzeitsmusik nämlich wieder dorthin, wo sie einst hingehörte: Auf die Tanzfläche. Es geht wild im Kreis zum Bulgar-Rhythmus, edel und stolz zur besinnlichen Hora oder fröhlich durch den Saal zu ausgelassenen Freylakh-Figuren. Klezmertanz ist wie eine Einladung zu einer Hochzeit im weiten Osten. Aus einfachen Schrittfolgen werden kreisende oder schlängelnde Ketten gebildet, so kann auch der Ungeübte schnell einsteigen und mittanzen.

Klezmaniaxx

Datum:

25.11.06

Uhrzeit:

20:30 Uhr

Eintritt:

8 €

Noch freie Sitzplätze:

0