Was lief?

Dissonanzentrio

13.
Sep

Aus der anarchischen Vereinigung für skurrile, praktisch musikhistorische und improvisatorische Experimente hat sich der unspaltbare Kern des Dissonanzentrio gebildet. In ihm kreisen auf Zeitspiralen Energien aus verschiedenen Jahrhunderten und Regionen. Heinrich Isaak und John Coltrane plauschen auf spirituellen Planeten, die drei lauschen und versuchen, etwas zu verstehen. Das, was für uns Irdische zu verstehen ist, spielen sie dann, so waghalsig es eben geht; ohne Netz und doppelten Boden, aus Seele und Verstand improvisiert. Dabei bleibt die Musik exotisch und esoterisch, zwölftönig und kammermusikalisch, jazzy und funky: ein gut eingespieltes Jazztrio (Bass, Gitarre, Schlagzeug (evtl. Sax als Spezialgast!)) spielt mit voller Hingabe, schöpfend aus der unendlichen Quelle musikalischer Kreativität aus Geschichte und Gegenwart, der eigenen, aber auch der anderer musikalischer Geister, Geisterbeschwörung und Tabubruch inklusive. Kirchenlieder werden als latent aggressiver Freejazz interpretiert, Schubert ohne Überhöhung angefasst, vor Bach gerade so gekniffen. Aber das Dissonanzentrio macht keine Rebellenmusik oder propagiert ein "nieder mit der Leitkultur". Es spielt nur einfach so, aus Liebe zur Musik, wie Kinder den Teufel zähmen, zu Gott beten und mit den Wölfen heulen mit dilettantischer Unschuld, doch auch mit exzellenter Instrumentenbeherrschung und Verantwortungsgefühl. Die drei spielen einfach (dreifach, vielleicht einen Zwiefachen?).

"Es ist für uns sehr schwierig, einen passenden Text zu verfassen, weil wir natürlich den deskriptiven Ballast vermeiden, uns nicht zu ernst nehmen wollen (nur der Basser, der ist seriös!) etc.. Daher werde ich jetzt einfach kurz erläutern, was wir machen: Prinzipiell spielen wir. Beispielsweise Coltranes Tunji. Das Thema und die rhythmische Grundstruktur sind als 'Komposition' vorgegeben. Der Rest entsteht durch genaues aufeinander Hören, die Gitarre rückt einen Turn around chromatisch, der Bass soliert darüber, das Schlagzeug löst sich vom Swing, spielt Vierteltriolen, die Gitarre behält den alten Rhythmus, während der Bass zwischen beiden Gestalten seinen Platz sucht. Im Prinzip Freejazz. Häufig bedienen wir uns auch Systemen der Minimal Musik, Phasenverschiebung zwischen Bass und Gitarre, Schlagzeug sucht die 'Resulting Patterns' und unterstützt sie oder deutet sie noch einmal um. Auch Loops werden verwendet, als ostinater Achtellauf oder als Teil des Phase Shiftings, für bitonale Klangflächen usw.. Es gibt also somit auch echte Partiturstücke mit strenger Struktur.
Gemeinhin aber entsteht die Struktur auf dem Weg von einer auskomponierten Zelle zur nächsten. Das Repertoire besteht aus Jazz Standards, eigenen Jazzstücken, bearbeiteter Kirchenmusik (z.B. 'Wer nur den lieben Gott lässt walten') Minimal Music (Steve Reichs Violin Phase eingebettet in eine viertönige 'Hypnoseformel' aus eigener Feder) - Klangcollagen aus Skalen und Feldern und einigen Funk Jazz Nummern mit fast poppigem Sound. Das Programm ist bunt und versucht Möglichkeiten von Improvisation, Bearbeitung und Komposition auszuloten."

Zu den Personen: 
Markus Hahn an der Gitarre (auch indische Flöte) hat Philosophie, Musikwissenschaft und Mathematik studiert, vor zehn Jahren Rock gespielt, acht Jahre im stillen Kämmerchen seinen Stil individualisiert, Etüden trainiert und Jazzstil probiert. Er ist zuständig für "Neue Musik", das neue an der Musik des Dissonanzentrios.
David Spischak am Bass ist Jazzkenner, Strukturfreak und der Virtuose im Trio. Sein Spiel ist geprägt vom Pastorius-Stil; er ist auf dem Wege Profi zu werden und zuständig für das stilecht Jazzige.
Am Schlagzeug Konstantin Voigt. Er studiert Musikwissenschaft, hat Rock im Doors-Stil und Big Band gespielt und den Jazz im Trio erlernt.

Datum:

13.09.03

Uhrzeit:

20:30 Uhr

Eintritt:

7 €

Noch freie Sitzplätze:

0