Geschichte

Kulturpreis 2009 für die Kneipenbühne

Sendung vom 4.11.2009, Neumarkt TV (Franken Sat):

Beitrag im "Kulturleben" vom Donnerstag, 24.09.2009 (Bayern2Radio):

Nürnberger Nachrichten, Kultur 24.11.2009

Berlin, Wien, Oberweiling, New York

Seit 28 Jahren gibt es die Kneipenbühne im oberpfälzischen Niemandsland
von Stefan Gnad

OBERWEILING - Oberweiling Rock City? Von Zeit zu Zeit ist das durchaus der Fall. Seit 1981 betreibt Golly Hertlein im oberpfälzischen Niemandsland eine Kleinkunstbühne, auf der immer wieder auch internationale Gäste aufspielen. Für sein Engagement wurde der Betreiber der Kneipenbühnen jüngst mit dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz ausgezeichnet.
Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt – die nächste große Stadt liegt immer jeweils 50 Kilometer weit entfernt. «Noch weiter in der Pampa geht gar nicht«, sagt Golly Hertlein. «Trotzdem ist es von der Kneipenbühne zum Münchner Flughafen nicht weiter als mit dem Taxi von Berlin Mitte zum Berlin Airport – zeitlich gerechnet, nicht von der Wegstrecke.« Weshalb es alldieweil immer mal wieder vorkommt, dass internationale Künstler auf dem 50-Seelen-Kaff unweit von Velburg ein Gastspiel geben und dann direkt weiter zu ihrem Flieger düsen. Berlin, Wien, Oberweiling, New York – alles schon da gewesen.

Gemeinsam aufs Land

Seit 28 Jahren betreibt der 57-Jährige in der oberpfälzischen Diaspora seine Kleinkunstbühne. Vom einstigen Gründungsteam sind nur er und seine Frau Hanne übriggeblieben. Genau genommen waren Kneipe und Bühne jedoch schon da, als die Wohngemeinschaft geschlossen aus Nürnberg nach Oberweiling in das ehemalige Schulhaus umsiedelte.
Die Idee, den Hauskauf über eine Kneipe im Erdgeschoss zu finanzieren, stammte vom Vorgänger. Die Franken übernahmen die seit Jahren leerstehende Immobilie und legten Hand an. Zügig wurde renoviert, schon nach wenigen Monaten konnte Eröffnung gefeiert werden. Der Bürgermeister – es sollte das einzige Mal in all den Jahren sein, dass er den Weg in die Kneipenbühne fand – hielt eine unvergessene Eröffnungsrede, in der er die Alteingesessenen der Ortschaft beruhigte. Die Oberweilinger bräuchten keine Angst zu haben, so das Gemeindeoberhaupt. Spätestens in einem Jahr wäre der Spuk wieder vorüber.

Kamin, Klavier und ein Mini-Podium

Drei Jahrzehnte später erfreuen sich Kneipe, Bühne und Bewohner im Pfarrweg 6 jedoch noch immer bester Gesundheit. Nur vom Traum einer autarken Landkommune ist nicht mehr viel übrig. Längst leben Golly und Hanne Hertlein allein in dem riesigen Jugendstilgebäude, von dessen 700 Quadratmetern gerade mal 440 genutzt werden. «Die Wohngemeinschaft zerbrach im ersten Sommer«, blickt Golly zurück. «Wir kamen alle aus der Stadt, wo man sich im Fall der Fälle prima aus dem Weg gehen konnte. Hier auf dem Land hat das nicht funktioniert.« Herzstück in dem schmuck hergerichteten Haus, das 2009 hundert Jahre alt geworden ist, ist natürlich die namensgebende Kneipenbühne im Erdgeschoss: Eine holzvertäfelte Wirtschaft mit Tischchen, Kamin, Klavier und Mini-Podium.
Seit das Haus abbezahlt ist, hat der gemütliche Kulturtreff nur noch Samstags beziehungsweise für die rund 35 Veranstaltungen im Jahr (von Jazz über Blues hin zu Volksmusik und Kabarett) geöffnet. Das Publikum kommt von weit her und nur selten aus dem Dorf, in dem es längst schon keinen Bauern, keinen Krämer und keine Wirtschaft mehr gibt. Der Förderverein der Kneipenbühne zählt noch immer über hundert Mitglieder.
Im Stockwerk über der Kneipenbühne: Das Knopfstudio. Hier nimmt Golly Hertlein professionell Musik auf - von Solisten hin zu ganzen Bands. Zu analogen Zeiten in den 80er Jahren blockierten Mischpult, Bandmaschinen und Effektgeräte zwei Räume im Erdgeschoss. Seit ein komplettes professionelles Aufnahmestudio jedoch in einem kleinen Computer Platz findet, sind die Lösungen mobil und flexibel geworden.
Die Bücher dämpfen

Heute findet die gesamte Technik Platz in einem Tisch, der mobil ist und als Aufnahmepult beliebig in dem langgestreckten Raum herumgeschoben werden kann. Die Bücherregale an den Wänden dämpfen hervorragend, den Rest besorgen die Einstellungen und eine korrekte Mikrofon-Positionierung – Vorarbeiten, für die sich Hertlein viel Zeit nimmt. Sogar ein Schlagzeug klingt richtig satt im Salon auf dem flachen Land, wenn die Vorhänge zugezogen und die Flammen im Bollerofen gelöscht sind.

Neumarkter Tagblatt, Landkreis 22.10.2009

Kneipenbühne erhält Kulturpreis

Bühne - Das Engagement von Hanne und Golly Hertlein in Oberweiling wird vom Bezirk gewürdigt. Dem NT erzählt das Ehepaar seine Erfolgsgeschichte.
von Wolfgang Schön

Das alte Schulhaus in Oberweiling, einem knapp 50 Bewohner zählenden Ortsteil von Velburg, feiert heuer sein 100jähriges Bestehen. Seit mehr als einem Viertel dieser Zeit, nämlich seit achtundzwanzig Jahren, kümmern sich Hanne und Golly Hertlein um den Erhalt des prächtigen Jugendstilgebäudes. Als die beiden 1981 zusammen mit ‚noch ein paar Verrückten’ in das darniederliegende ‚Projekt’, wie sie es nannten, zogen, wurde ihnen schnell klar, dass das der ideale Ort war, um Konzerte zu veranstalten, Lesungen zu organisieren und Kabarettisten ein (Sprung-) Brettl zu bieten. Die ‚Kneipenbühne’ wurde geboren. Nun ist dieser - zumindest unter musisch Schaffenden - inzwischen international bekannten Spielstätte eine späte Ehre zuteil geworden: sie ist mit dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz 2009 bedacht worden.
Unermüdlich auf der Suche nach niveauvollen aber unbekannten Künstlern stießen die Veranstalter im Laufe der Jahre auf viele Juwelen, deren Namen wenig später weit über die Grenzen des Landkreises bekannt wurden: Die Liste reicht von Ottfried Fischer (1983) über Gabi Lodermeier (1985), Günter Grünwald (1988), Wolfgang Buck (1998) bis Martina Schwarzmann (2003) und Christoph & Lollo (2009), um nur einige der hierzulande inzwischen wohl allerorten bekannten Akteure zu nennen. In einer solch intimen, hautnahen Atmosphäre wie der Kneipenbühne konnte sie danach wohl kein Kulturfan mehr erleben - obwohl man mitunter (gemessen an der Besucherzahl) den Eindruck gewinnen musste, dass die Zuschauer lieber mit dem Operngucker in der Stadthalle auf die Bühne blicken als aus maximal zehn Metern Entfernung den Schweiß eines Künstlers rinnen sehen.
Kreativköpfe aus der ganzen Welt besuchten mittlerweile das Klassenzimmer im Erdgeschoss, in New York City ist das „O’wei’“ ebenso bekannt wie in Toronto, Wagadugu, Sydney und Neu Delhi, und es gibt kaum ein europäisches Land, aus dem nicht mindestens ein Interpret den Weg in ‚die Kneipe’ gefunden hat. „Zugegeben, aus San Marino, Liechtenstein und Andorra war noch keiner in Oberweiling.“
Aber nicht genug, dass die ‚Hertleins’ mit der ‚Alten Schule’ aus eigener Kraft und mit eigener Hände Arbeit ein architektonisches Prunkstück im Landkreis renovierten und sich mit bislang rund 1.000 Veranstaltungen um die Erweiterung der lokalen Kulturlandschaft kümmerten. Golly, von Beruf Musikwissenschaftler, Philosoph und Soziologe und aus Berufung Musiker, Veranstalter und Produzent, richtete sich vor gut zwanzig Jahren das Knopf-Aufnahmestudio (KNeipenbühne OPF.) für Musik ein, in dem er vielen außerordentlichen Musikern und Künstlern zu CDs mit besonderem Flair verhalf: darunter sind Fitzgerald Kusz, Ralf Huwendiek, Klaus Brandl, Peter Hammer, Keili Keilhofer und die Gauwailers. Eine lustvolle Zusammenarbeit im mittlerweile hochmodernen Studio ergab sich mit der Kammersängerin Eva-Maria Avril, dem Rundfunkmoderator Deti Steinbach, mit Lizzy Aumeier und seit ein paar Jahren mit dem Schlagzeuger Henning Frank und der Bassistin Jule Weidinger, mit denen er bislang unerhörte Wege gehen konnte: die gemeinsame Band ‚Breeze The Creaze’ - sie besteht seit 2003 - ist nach ihrer fünften CD zu einem Aushängeschild für experimentierfreudige Ohrwurmmusik geworden.
So nebenbei lieferte Golly jahrelang für diverse Stadttheater Kompositionen und musikalische Ideen; seine Theaterarbeit gipfelte in den beiden abendfüllenden Musicals „Tistou“ und „Riccardas Glück“. Das konzeptionelle Komponieren nahm er in die Band BTC mit hinüber und textete spannende Plots für mehrere Konzeptalben. Die neueste Produktion „Re-inclonation - a sci-fi-music“ ist gar so komplex, dass Golly dazu einen opulenten Roman entstehen lässt, „der auf derweil knapp 800 Druckseiten angewachsen ist. Ein Ende ist in Sicht, aber dazu müssen wohl noch 100-200 weitere Seiten geschrieben werden. Das macht übrigens Spaß und ich habe in der Schublade bereits Ideen für weitere drei Romane liegen - etwas für meine alten Tage, wenn ich einmal keine Lust mehr auf ‚Kneipendienst’ habe.“ meint Hertlein augenzwinkernd.

Was macht der Kulturpreisträger ‚Kneipenbühne’ mit dem Preisgeld von 2.000 Euro?
„Nun wirkt eine solche Summe nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber das ist ja nicht das Entscheidende an einem Kulturpreis. Wesentlich wichtiger ist das Feedback, das Gefühl, für voll genommen zu werden - das gibt unendlich viel neue Energie zum Weitermachen. Da Hanne und ich das Projekt Alte Schule als Gesamtkunstwerk verstehen, wird das Preisgeld natürlich zu 100% zweckgebunden eingesetzt - wie, wissen wir noch nicht, nur dass.
Ganz zum Schluss möchte ich den Verein Projekt Film & Kunst e. V. erwähnen. Die über hundert Mitglieder (davon viele seit über 25 Jahren!) sind es schließlich, die uns und unseren Veranstaltungen ein finanzielles Polster für den leider auch hin und wieder eintretenden Fall, dass hochrangige Konzerte in der Provinz nicht das Interesse erregen, das sie verdienen würden. Mit der Provinz ist es ja so eine Sache: sie beginnt nicht - wie nach landläufiger Meinung - hinter der Stadtgrenze, sondern findet eigentlich nur in den Köpfen statt; und je flacher die Köpfe, desto tiefer die Provinz. Natürlich machen Hanne und ich weiter, vor allem auch, weil die Kneipenbühne immer mehr überregional wahrgenommen wird: nicht nur von Künstlern seit einem Viertel Jahrhundert, von den Machern der Sendungen ‚Kulturwelt’, ‚Kulturleben’ und ‚Radiospitzen’ des Bayerischen Rundfunks seit zwei Jahren, sondern neuerdings auch vom Bezirkstag der Oberpfalz.“

Neumarkter Nachrichten, Kultur - Neumarkt und Umland 24.10.2009

Berlin, Wien und dann in die Kneipenbühne nach Oberweiling

Golly Hertleins O‘wei wird ausgezeichnet - Kulturangebote im ländlichen Raum werden angenommen
Ein gutes kulturelles Angebot gibt es nicht nur in großen Städten, sondern auch im ländlichen Raum. Das beweist nun wieder die Kneipenbühne Oberweiling, die den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz in der Kategorie Kleinkunstbühnen erhalten hat.

NEUMARKT - Eine kleine Bühne steht am Ende des Raums, vorne sind einige Tische gruppiert. In der Ecke steht ein Ofen, die Wände sind aus Holz, an einer hängt eine alte Schultafel - Worte wie «Apfel» und «Ast» zu buchstabieren lernten Kinder hier in früheren Zeiten. Die Kneipenbühne ist klein und heimelig. Das mache sie auch aus, sagt Besitzer Golly Hertlein.
Ein Gesamtkunstwerk soll das O‘wei sein, sagt Golly Hertlein. Der 57-Jährige hat zusammen mit seiner Frau Hanne das 100 Jahre alte Schulhaus hergerichtet: Im ersten Stock ist das Wohn-/Esszimmer untergebracht, das gleichzeitig auch für Musik-Aufnahmen genutzt wird. Im Treppenhaus hängen Bilder Hertleins, unten findet man die Kneipenbühne.

Nur für 55 Gäste Platz
Die Atmosphäre sei es, sagt der gebürtige Nürnberger, die Besucher und Künstler immer wieder nach Oberweiling führe. So nah sei man selten am Musiker dran, schließlich gibt es nur Platz für 55 Gäste. Um die muss auch Hertlein kämpfen - schließlich liegt die Kneipenbühne Kilometer von der nächsten großen Stadt entfernt. Das Dörfchen Oberweiling hat etwa 50 Einwohner, die Besucher der Veranstaltungen müssen von außerhalb kommen.
Von Neumarkt, Nürnberg, Regensburg fahren die Kulturfreunde zur Kneipenbühne, erzählt Hertlein. Für manche Veranstaltungen sogar aus München. Jazz käme momentan besonders gut an, Künstler aus New York machten sogar in der Kneipenbühne Station, wenn sie auf dem Weg liege. «Freitag Berlin, Samstag Oberweiling und Sonntag Wien», das ist möglich, sagt Hertlein.
Er legt viel Wert auf Qualität, alles und jeden möchte er seinem Publikum nicht präsentieren. Dabei legt Hertlein sein Augenmerk auch auf junge Talente, wie Björn Pfeffermann, der nächste Woche auftritt. Der Kabarettist hat schon einige Preise gewonnen, ist aber noch nicht bekannt genug, um große Hallen zu füllen. «Neue Wege zu gehen und geschmacksbildend zu wirken», das sei sein Anspruch. «Die Leute sollen rausgehen und sagen, das war toll.» Der Erfolg gibt ihm recht. Während es in den 90er Jahren schwere Momente gab, sind die vergangenen Jahre, was die Publikumszahlen betrifft, deutlich besser geworden.
Die gleiche Erfahrung hat Gesche Zimmermann, Vorsitzende des Kulturförderkreis Berching e.V. gemacht. Im Durchschnitt, erzählt sie, habe man in der Kulturfabrik pro Vorstellung 146 Zuschauer, Platz gibt es für 200. Manchmal kommt nur eine Handvoll.
Es ist oft schwierig abzuschätzen, was das Publikum will. Gut besucht sei es bei bekannten Künstlern wie den D’Raith-Schwestern. Bei anderen sei das Interesse weniger. Doch das vorherzusagen, sei schwierig. Zudem könne man nicht die großen Künstler verpflichten, man müsse sich eine Nische suchen. Wie Anfang Oktober, als Holger Hermann Reinhard Mey spielte. «Da waren auch mal ganz andere Leute da.» Vieles geht über Mundpropaganda, Stammgäste empfehlen die Berchinger an Freunde weiter. Die, die kommen, sagt Zimmermann, seien von der Atmosphäre begeistert. Schließlich liegt viel Herzblut in der Kulturfabrik, die Mitarbeiter seien alle ehrenamtlich.

Mischung ist wichtig
Auch die Freystädter haben ihr eigenes Kulturangebot. Alle ein, zwei Wochen gibt es im Spitalstadl ein Konzert, eine Lesung. Gut käme bei den Besuchern das Ambiente an, die Akustik und - falls die Künstler damit einverstanden sind - die Bewirtung während des Auftritts, sagt Klaus Meixner von der Stadt Freystadt. Wichtig sei auch eine Mischung im Angebot. Doch auch er sagt, was ankommt, wisse man vorher nicht. «Da braucht man eine glückliche Hand.» Hilfe bekommen die Freystädter von einer Agentur, die Tipps gibt.
Doch manchmal, sagt Meixner, sehe man auf den Kalender und in Berching, in Oberweiling und Freystadt würden parallel Veranstaltungen angeboten. «Da denkt man erst, ob das was wird. Und dann ist es doch proppenvoll.» Und bei anderen Gelegenheiten lassen sich nur wenige Zuschauer blicken.
Kein Zeichen für Konkurrenzdenken. Er sehe die Freystädter oder Berchinger als Ergänzung, sagt auch Golly Hertlein. Schließlich haben alle doch ein gemeinsames Ziel: ein gutes kulturelles Angebot zu bieten.
Franziska Holzschuh

Neumarkter Nachrichten, Oberpfalz/Sport, 29.10.2009

Namen im Gespräch

Hanne und Roland Hertlein haben aus der Hand von Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei einer Feierstunde in der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz im Bereich Kleinkunstbühnen, der mit 2000 Euro dotiert war, in Empfang genommen. Aus 20 Vorschlägen hatte die Jury neben dem Statt-Theater Regensburg auch die Kneipenbühne in Oberweiling/Velburg als preiswürdig anerkannt. Seit 28 Jahren treten hier in rund 35 Veranstaltungen pro Jahr Kabarettisten, Liedermacher und Literaten auf. «Das nur 50 Seelen zählende Dorf Oberweiling ist nicht nur bei Künstlern mittlerweile weltberühmt», stellte Bezirkstagspräsident Franz Löffler in seiner Laudatio anerkennend fest.

Mittelbayerische Zeitung - Kultur - 29. 10. 2009

Tradition und Moderne: Preise für Denkmal bis Hip-Hop

Der Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz unterstützt Künstler und kulturelle Angebote in wirtschaftlich schweren Zeiten.

SULZBACH-ROSENBERG. Von Christina Röttenbacher, MZ
„Die Oberpfalz braucht sich nicht hinter vermeintlich bedeutenden Kulturzentren zu verstecken. Kultur hat nichts mit Größe zu tun, sie kann überall stattfinden und findet auch überall statt“, sagte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der Vergabe des Kulturpreises des Bezirks Oberpfalz in der Musikfachschule des Bezirks in Sulzbach-Rosenberg (Lkr. Amberg-Sulzbach).
Der Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz ist mit 3500 Euro dotiert, bei zwei Preisträgern pro Kategorie erhält jeder 2000 Euro. In diesem Jahr wurde der Kulturpreis in den Kategorien Popularmusik, Denkmalpflege und Kleinkunstbühnen vergeben. Gerade jetzt, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, möchte der Bezirk mit der Kulturpreisvergabe Zeichen setzen: wirtschaftliche Stärke sei nicht alles. „Kultur kann und soll Werte vermitteln, die gerade in Zeiten wie diesen notwendig sind, um die Krise in Wirtschaft und Gesellschaft zu bewältigen,“ so Löffler. Der Kulturpreis trage dazu bei, dass Kulturschaffende ideell und materiell unterstützt würden und „er stärkt das Kulturangebot auch in den ländlich strukturierten Gebieten“. Der Bezirk vergab den Kulturpreis bereits zum zehnten Mal.

„Schaufenster für die Region“
In der Kategorie Denkmalpflege wurde die Bürgerinitiative aus dem historischen Markt Brennberg, die sich um die Sanierung des Spitalgebäudes in Brennberg verdient gemacht hat und die Stadt Sulzbach-Rosenberg ausgezeichnet, die das Stammhaus der Freiherrn von Hundt in Sulzbach-Rosenberg saniert hatte. „Das Haus ist heute eine würdige, gut angenommene Einrichtung des Stadtarchivs und bietet kulturellen Vereinen der Stadt eine angemessene Nutzung“, sagte Bezirksheimatpfleger und Laudator Dr. Franz Scheuerer. Den Preis nahm Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Gerd Geismann entgegen.
Der Laudator für die Brennberger Preisträger, Bezirks-Kulturreferent Peter Braun, nannte den aus dem 16. Jahrhundert stammenden, sanierten Blockbau mit Halbwalmdach „bedeutend für Brennberg. Das Spital hat sich zum regionalen Vorbildprojekt entwickelt, das als Schaufenster der Region Impulsgeber sein kann.“ Braun würdigte die hohen Eigenleistungen der „Spital eG“, die das Spital in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege am Landesamt fachgerecht saniert hatte. In der Kategorie Kleinkunstbühnen wurde neben dem Regensburger Statt-Theater die Kneipenbühne Oberweiling in Velburg (Lkr. Neumarkt) ausgezeichnet. Sie biete seit 28 Jahren Kleinkunst und Kabarett auf höchstem Niveau, so Laudator Bezirkstagspräsident Franz Löffler. In 35 Veranstaltungen pro Saison träten international bekannte Kabarettisten, Liedermacher und Künstler aus den Bereichen Pantomime, Theater, Film und Literatur auf, die nicht jede Bühne akzeptierten, „obwohl Oberweiling nur ein kleines Dorf im ländlichen Raum der Oberpfalz ist“. Die Auszeichnung nahmen die Inhaber der Bühne, Hanne und Roland Hertlein entgegen. Laudator für das Regensburger Statt-Theater war Bezirkstagsvizepräsident a.D. Ludwig Spreitzer. Die Kleinkunstbühne erhalte den Kulturpreis nicht wegen 30 Jahren Kabarett, 25 Jahren Kleinkunst und der gelungenen Sanierung in diesem Jahr. „Das Statt-Theater erhält diese Auszeichnung für herausragende Qualität, für ein beispielhaftes Angebot sowohl von Eigenproduktionen als auch der perfekten Auswahl von Engagements – und vor allem wegen der durchdachten Ausgewogenheit des Programms.“ Die Bühne mit 70 Sitzplätzen biete im Jahresprogramm rund 230 Aufführungen und genieße bundesweit einen hervorragenden Ruf. „Es ist Kabarett vom Feinsten, das mit jeder Kleinkunstbühne in München oder Berlin mithalten kann.“ Den Kulturpreis nahm das „Dreigestirn“ der Kleinkunstbühne, Hanne Asch, Inge Faes und Peter Nikisch entgegen.

Oberpfälzer Mundart als Rap
Ausgezeichnet in der Kategorie Popularmusik wurde die Band „Segam & Andi B.“ aus Falkenberg (Lkr. Tirschenreuth). Sie würdigte der Popularmusikbeauftragte des Bezirks, Mathias Wagner. Er betonte die besonderen musikalischen Qualitäten des Duos und deren Bekenntnis zur Oberpfälzer Mundart. Mario Mages und Andreas Bauer „rappen nicht auf Hochdeutsch, sondern im Nordoberpfälzer Idiom und nennen es selber „Saugsoch“. Segam & Andi B. hätten mit ihrer Musik und Kreativität, mit der sie Sprache und Rhythmus zusammenbrächten, überzeugt, so Wagner.

Neumarkter Tagblatt, Landkreis 29.10.2009

Großer Preis für kleine Kneipenbühne

Kultur - Bezirkstagspräsident Franz Löffler hebt das Engagement von Hanne und Roland Hertlein in Oberweiling hervor

Oberweiling - "Die Oberpfalz braucht sich nicht hinter vermeintlich bedeutenden Kulturzentren zu verstecken. Kultur hat nichts mit Größe zu tun. Kultur kann überall stattfinden und findet auch überall statt." Bezirkstagspräsident Franz Löffler begründete in der Feierstunde zur Vergabe des Kulturpreises des Bezirks Oberpfalz in der Musikfachschule des Bezirks Sulzbach-Rosenberg den Bezug der Kulturpflege zur Oberpfälzer Tradition. In diesem Jahr wurde der mit 3500 Euro (2000 Euro bei zwei Presiträgern) dotierte Kulturpreis an die Kategorien Popularmusik, Denkmalspflege und Kleinkunstbühnen vergeben. Der Kulturpreis trage dazu bei, dass Kulturschaffende ideell und materiell unterstützt würden und "er stärkt das Kulturangebot auch in den ländlich strukturierten Gebieten." So war es keine Überraschung, dass die Kneipenbühne Oberweiling in Velburg mit dem Kulturpreis in der Kategorie Kleinkunstbühnen ausgezeichnet wurde. Die Kneipenbühne biete seit 28 Jahren Kleinkunst und Kabarett auf höchstem Niveau, so Laudator Löffler.

In 35 Veranstaltungen pro Saison träten international bekannte Kabarettisten, Liedermacher und Künstler aus den Bereichen Pantomime, Theater, Film und Literatur auf, die nicht jede Bühne akzeptierten, "obwohl Oberweiling nur ein kleines Dorf im ländlichen Raum der Oberpfalz ist."
Die Auszeichnung nahmen die Inhaber der Bühne, Hanne und Roland Hertlein entgegen. Sie wurden aus 20 Vorschlägen, die für die Sparte Kleinkunst eingegangen waren, für den Kulturpreis ausgewählt. Mit der Ausschreibung wurden private Ensembles oder Veranstalter gesucht, die sich seit mindestens fünf Jahren mit einem regelmäßigen anspruchsvollen Programm etabliert haben.

Die Juroren Norbert Neugirg (Altneihauser Feuerwehr) und Bezirksheimatpfleger Dr. Franz Scheuerer hatten sich für Oberweiling entschieden, weil hier seit den 80er Jahren Nachwuchskünstlern ein Forum geboten wird, so die Laudatio.
In der Auflistung der bereits aufgetretenen Kabarettisten sind Ottfried Fischer, Günther Grünwald und die Pertussis ebenso zu finden wie internationale Künstler aus allen Erdteilen. Bis aus Afrika und Amerika kommen Dichter, Pantomimen, Theatermacher und Musiker. Der nur 60 Quadratmeter große Veranstaltungsraum schafft besondere Nähe zu den Künstlern. Die Gruppe "Breeze The Creaze" gab mit ihrem Auftritt eine Kostprobe von der Vielseitigkjeit des Obrweilinger Kultur angebots. (hcr)

Eines der beiden Liedchen, die wir spielten:

... und die gleich anschließende Laudatio: