Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Flez Orange
Von der Polka zum Free Jazz und zurück in drei Minuten, mit kleinen Rock’n’Roll-Seitenschwenkern: so ähnlich eröffnete die niederbayerische Band „Flez Orange“ ihr Konzert in der Kneipenbühne. Und – wie von den sympathischen Gruppe versprochen – die Ohren der Zuhörer machten auch in den folgenden zwei Stunden Augen; nicht nur, weil hier fünf Musiker auf der Bühne standen, deren Instrumentenbeherrschung weit über Standard rangiert, nicht nur, weil sie einen traumhaft sicheren, mehrstimmiger Gesang boten, nicht nur, weil „Flez Orange“ zwischen den klugen, trickreichen, cleveren Eigenkompositionen wunderschön arrangierte alte Schlager – etwa Bully Buhlans „Es liegt was in der Luft“ oder Vicky Leandros’ „Ich liebe das Leben“ in neuem Glanz erstrahlen ließen, nicht nur, weil sie Volksmusik auf gänzlich unerhörte Ebenen hoben – so entwickelte sich beispielsweise „D’Kramer Annamirl z’Haunstoa“ zum beinharten Rocksong –, sondern auch wegen der skurrilen Geschichten, mit denen die Lachmuskeln der Zuhörer immer wieder einer Zerreißprobe unterzogen wurden. Warum trägt Zar Nikolai ein Krokodil im Wappen, dem ein Geländer im aufgerissen Rachen steckt nebst einer halb aufgegessenen Banane? Tja, dazu muss man entweder russisch können oder auf ein Flez-Orange-Konzert gehen und sich darauf gefasst machen, zum Tanztee im Seniorenstift geladen zu werden oder sich unversehens in einer Zirkusmanege wiederzufinden.
„Flez Orange“ sind Matthias Klimmer (Klarinette, E-Gitarre, Gesang), Veronika Keglmaier (Geige, Gesang), Thomas Stoiber (Akkordeon, Gesang), Jochen Rössler (Bass, Gesang) und Maximilian Maier (Perkussion, Banjo, Gesang) und die darf man nie mehr verpassen, denn „vielleicht morgen“ (so der Titel des Programms) schon kann man sie nur noch in großen Hallen bewundern oder die Welt geht unter und der Biene aus Arkansas bricht im japanischen Kirschblütengarten das Herz, weil Migräne die dümmste Ausrede der Weltgeschichte ist.