Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Leaving Spirit
Jonny Pickel, einer der ersten und besten Musiker, der seit über vierzig Jahren als Kontrabassist unzählige Male in unzähligen Formationen auf der Kneipenbühne zu erleben war, hat es unlängst in einem persönlichen Gespräch auf den Punkt gebracht: „Die jungen Bands werden immer besser“.
Dass das stimmt, bewies am Samstag die Würzburger Gruppe „Leaving Spirit“. Das an diesem Abend leider auf fünf Musiker reduzierte Sextett konnte das Publikum im angenehm gefüllten Klassenzimmer stante pede begeistern: Bereits bei der allerersten Nummer klatschten alle Anwesenden enthusiastisch mit; nicht auf eins und drei, sondern – wie es sich bei einem Blues- und Rock-Konzert gehört – auf zwei und vier.
Das nur nebenbei, aber nun zu den Bandmitgliedern: Amelie Platzöder spielte einen druckvollen, treibenden Bass, der zusammen mit den Drums des großartigen barfüßigen Linkshänder-Schlagzeugers Fabian Schäfauer eine mehr als zuverlässige Basis für das gesamte musikalische Geschehen bildete. Zum Niederknien gut waren die punktgenauen Breaks und die erstaunlich filigranen Kleinigkeiten der beiden; und dann Schäfauers Solo beim witzigen "Refrigerator Blues": ein Vergnügen, nicht nur für geschulte Augen und Ohren.
Keyboarder Maik Wiezorrecks Finger flitzten an genau immer den passenden Stellen virtuos über die Tasten und brachten damit jene Farbe ins Spiel, die unbedingt nötig ist, um ein formvollendetes musikalisches Gesamtbild zu ermöglichen; ansonsten schaffte er mit probaten Mitteln eine solide harmonische Grundlage für die vorzüglichen Gitarrensoli von Florian Eppel, der wohl für Texte und Kompositionen der meisten Songs verantwortlich ist, und der mit viel Charme von seinem Aufenthalt in Austin (Texas) erzählte, wo er sich anscheinend das Feeling und das Knowhow für all die liebenswürdigen musikalischen Zuckerstückchen erwarb, die von „Leaving Spirit“ so eindrucksvoll präsentiert wurden. Paula Frecot schließlich, die singende Frontfrau, setzte dem ganzen Event all jene Sahnehäubchen auf, die für ein begeisterndes Konzert nötig sind. Und ja, das Publikum war aus dem Häuschen; denn die strategisch kluge Platzierung unter anderem einer Beatles-Komposition (Come Together), einer Stones-Nummer (Paint it Black) und dem wunderbaren Neil-Young-Statement (Rockin‘ in the Free World) zeigte der Zuhörerschaft eindrucksvoll, was die junge Band so „drauf hat“: Alles!