Was lief?

Man stelle sich vor, man erhält einen einladenden "Letter From Africa", unternimmt stattdessen einen hippen "Bus Ride" nach "Hackensack" in New Jersey, genießt dort "A Whole Lotta Love" und sitzt dann zusammen mit Thelonious Monk, Jimmy Page und dem New York Ska Jazz Ensemble im Studio und lässt all diese Grooves zusammenfließen. Nur, dass die Session nicht in New York stattfindet, sondern in Oberweiling, und die Band heißt Papa SKAliente.
Leader Achim Goettert an Tenor und Alto ist ein alter Hase, seine Frau Andrea am Bariton-Sax ein immer noch seltenes Juwel. Johannes Ammon lässt auf seiner Geige Gypsy Swing und Klezmer Hochzeit feiern und erinnert mich mit seinem bittersüßen Ton ein wenig an Don Sugar Cane Harris. Charles Blackledge beweist, dass es auch unter jungen Jazz-Drummern noch richtig herausragende Leute gibt, und auch Roli Müller (g), Stefan Holweg (kb) und Harry Weigel (b) verdienen Gütesiegel. Dann kommt noch Poppa Double U als Sänger dazu, und man glaubt ihm einfach nicht, dass er als Kind am Rheinufer spielte. Er klingt nach Kingston oder nach Notting Hill, als sei er nie irgendwo anders gewesen. Dank ihres dichten Zusammenspiels ist diese Truppe aber weit mehr als die Summe ihrer einzelnen Talente. Und ihre vielschichtigen Stil-Fusionen gehen dennoch leicht und direkt ins Ohr und ins Tanzbein. Ein prima Einstieg für Youngster, die Jazz für kompliziert und kopflastig halten, aber auch ein Genuss für Kenner, die vor allem stimmiges Ensemble-Spiel schätzen.

Achim Goettert